Benedix

[629] Benedix, Roderich, Lustspieldichter, geb. 21. Jan. 1811 in Leipzig, gest. daselbst 26. Sept. 1873, wurde 1831 Schauspieler und kam als solcher 1838 nach Wesel, wo es ihm 1841 gelang, sein erstes Schauspiel: »Das bemooste Haupt«, auf die Bühne zu bringen, das mit dem entschiedensten Beifall die Runde durch Deutschland machte. Nicht mindern Erfolg hatte ein zweites Stück: »Doktor Wespe«. B. siedelte 1842 nach Köln über, übernahm 1844 die technische Leitung des Theaters in Elberfeld, die er ein Jahr lang führte, und wirkte seit 1847 in gleicher Eigenschaft an der Kölner Bühne unter Gerlachs Direktion. Als in Köln die Rheinische Musikschule organisiert wurde, erhielt auch B. eine Lehrerstelle an ihr. 1855 ward er Intendant des Stadttheaters zu Frankfurt a. M., legte jedoch 1859 diese Stelle nieder und kehrte nach Köln zurück. Später lebte er in Leipzig. Trotz mangelhafter Charakterzeichnung, philiströser Gesinnung und hausbackenem Dialog wurden B.' Lustspiele wegen geschickter Verwendung alter Theatereffekte Lieblingsstücke der Zeit. Wir nennen: »Die Hochzeitsreise«, »Die Männerfeinde«, »Ein Lustspiel«, »Das Gefängnis«, »Die zärtlichen Verwandten«, »Der Liebesbrief«, »Das Lügen«, »Aschenbrödel«, »Das Stiftungsfest« und das Schauspiel »Mathilde«. Auch als Volksschriftsteller und Erzähler hat sich B. in »Deutschen Volkssagen« (Wesel 1839–41,6 Bdchn.; neue Ausg. 1851), seinem »Niederrheinischen Volkskalender« (das. 18361842), dem »Gedenkbuch für das Leben« (das. 1841), den lebendigen »Bildern aus dem Schauspielerleben« (2. Aufl., das. 1851) und dem Roman »Die Landstreicher« (das. 1867) versucht. Seine wertvollsten Schriften sind: »Der mündliche Vortrag« (8. Aufl., Leipz. 1897, 3 Bde.), »Das Wesen des deutschen Rhythmus« (das. 1862), »Katechismus der deutschen Verskunst« (3. Aufl., das. 1894), »Katechismus der Redekunst« (5. Aufl., das. 1896). Das posthume Wertchen »Die Shakespearomanie. Zur Abwehr« (Stuttg. 1873), worin der britische Dichterheros von einem unglaublich beschränkten Standpunkt aus verurteilt wird, wäre zu Ehren B.' besser ungedruckt geblieben. Die große Mehrzahl seiner Bühnenstücke ist in seinen »Gesammelten dramatischen Werken« (Leipz. 1846–74, 27 Bde.) enthalten; außerdem erschien eine Auswahl der größern Lustspiele in 20 BändenVolkstheater«, das. 1882) und eine Sammlung der kleinern Stücke u. d. T.: »Haustheater« (2 Bde.; Bd. 1, 10. Aufl., das. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 629.
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