Binde [1]

[882] Binde (Fascia), die sehnige Hülle, die ein oder mehrere Muskeln zusammenhält. An ihnen kann ein besonderer Spannmuskel (Tensor fasciae) von verschiedener Ausbildung und Stärke vorhanden sein. Beim Menschen ist zu erwähnen der Spanner der breiten B. (tensor fasciae latae) am Oberschenkel (s. Tafel »Muskeln des Menschen«), welche die freie Fläche aller dort gelegenen Muskeln überzieht. – In der Chirurgie bedient man sich der Binden, d. h. 1–8 m langer, 3–10 cm breiter Streifen von Leinwand, Baumwollenzeug, Flanell, Gaze (Mull) u. dgl., um andre Verbandstücke zu befestigen, oder um einen gewissen Druck auf einen Körperteil auszuüben, wodurch getrennt gewesene Teile zusammengehalten oder krankhaft angeschwollene Teile auf ihren normalen Umfang zurückgeführt und auf diesem erhalten werden sollen. Ein einfach aufgerollter Streifen heißt eine einfache Rollbinde; ist das andre Ende ebenfalls gerollt, so entsteht die doppelte Rollbinde; bei der T-Binde ist ein Stück senkrecht an das andre genäht. Das Anlegen der B. erfordert eine besondere Kunstfertigkeit, die bezweckt, daß an jeder Stelle der Verband genau anliegt, nicht zu lose noch zu fest ist. Mit erhärtenden Stoffen imprägnierte Binden (Gips, Wasserglas, Magnesit, Tripolith u. a.) werden zur Herstellung sogen. Kontentivverbände verwendet, die bezwecken, die betreffende Körperpartie absolut und für längere Zeit ruhig zu halten, zu immobilisieren. Vgl. Verband.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 882.
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