Bittermandelöl

[6] Bittermandelöl, ätherisches, findet sich nicht fertig gebildet in der Natur, entsteht aus Amygdalin, das bei Einwirkung von meist gleichzeitig mit ihm vorkommenden Emulsin und Wasser in Benzaldehyd, Traubenzucker und Blausäure (Cyanwasserstoff) zerfällt. Daher tritt B. auf, wenn man amygdalinhaltige bittere Mandeln, Aprikosen-, Pfirsichkerne etc. zerstößt und mit Wasser anrührt. Zur Darstellung werden entfettete bittere Mandeln, meist aber kleinasiatische entfettete Aprikosenkerne mit Wasser destilliert (Ausbeute 0,5–0,7, aus Aprikosenkernen 0,6–1 Proz.). B. besteht aus Benzaldehyd und enthält noch Cyanwasserstoff und Phenyloxyacetonitril (aus Benzaldehyd und Cyanwasserstoff entstanden); es ist gelblich, stark lichtbrechend, riecht angenehm, betäubend, an Blausäure erinnernd, schmeckt brennend gewürzhaft, spez. Gew. 1,045–1,06, löst sich in etwas mehr als 300 Teilen Wasser, leicht in Alkohol und oxydiert sich an der Luft schnell zu Benzoesäure. B. ist wegen seines Gehalts an Blausäure (2–5 Proz.) sehr giftig, kann aber durch Behandeln mit Kalkmilch und Eisenvitriol und Destillation von dem Blausäuregehalt befreit werden. Es dient zu Parfümerien, Likören, selten als Arzneimittel. Künstlicher Benzaldehyd aus Benzylchlorid eignet sich wegen schlechten Geruchs und Geschmacks (durch Gehalt an gechlorten Produkten) nur zur Herstellung gewöhnlicher Seifen. Häufiger wird als Surrogat das sehr ähnlich riechende Nitrobenzol (Mirbanessenz) benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 6.
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