Borough

[237] Borough (engl., spr. börro; in älterer angelsächs. Wortform Byrig, Borge, Borgh oder Borhoe, identisch mit dem deutschen Burg) bezeichnete ursprünglich einen geschützten, zur Zuflucht vor feindlichen Angriffen dienenden Platz. Zur Zeit der Angelsachsen bezeichnete man damit alle Ortschaften, welche die Rechte einer eignen Gemeinde hatten. Vorzugsweise hießen jedoch Boroughs (byrigas) solche Ortschaften, an deren Spitze ein erwählter Byrig-gerêfa oder PortgerêfaBurggraf«) stand. Durch die normännische Eroberung, welche die Feudalverfassung nach England brachte, wurden die Boroughs ihrer munizipalen Selbständigteil beraubt und erhielten sie erst allmählich gegen bestimmte Abgaben an die Krone, durch Charters verbrieft, zurück. Orte, die so städtische Gerechtsame erworben hatten, führten den Namen Boroughs. Sie standen unmittelbar unter dem König und mußten zu den allgemeinen Volksversammlungen, aus denen das Parlament erwuchs, Vertreter schicken. Im Laufe der Zeit gingen viele dieser alten Boroughs ein oder verödeten (rotten boroughs), so daß die Wahl der Parlamentsdeputierten auf wenige Häuser oder in die Hände weniger Familien kam, die sogen. pocket boroughs. Andre Ortschaften hatten sich dagegen zu volkreichen, blühenden Städten erhoben (wie Manchester, Birmingham, Leeds, Sheffield etc.), ohne im Unterhaus vertreten zu sein. Deshalb wurde durch die Reformbill von 1832 das Repräsentationsrecht der kleinern Orte ganz aufgehoben und größern, bisher nicht repräsentierten Städten beigelegt. Obgleich nun mehr als 30 Boroughs in England ihre Landstandschaft verloren, behielten sie doch ihre Munizipalverfassung bei; daher unterscheidet man jetzt die Boroughs in parlamentale (parliamentary boroughs) und in munizipale (municipal boroughs), je nachdem sie Abgeordnete wählen oder nicht. Die erstere Klasse nennt man auch vorzugsweise Boroughs im Gegensatze zu den Shires. Da jede City politisch auch B. ist, so ist der Unterschied zwischen beiden nur ein statistischer. Vgl. Maitland, Township and B. (Cambridge 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 237.
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