Leeds [1]

[317] Leeds (spr. lids), Stadt (city) und Grafschaft im nördlichen England, an beiden Seiten des Aire gelegen, den fünf Brücken überspannen, und durch Kanäle und Eisenbahnen mit fast ganz England in Verbindung gesetzt. Der ältere Teil der Stadt hat enge, finstere Gassen; der neuere Stadtteil dagegen zeichnet sich durch schöne Plätze und breite Straßen aus. Die belebtesten Straßen sind die Wellingtonstraße mit den größten Warenlagern und Briggate (Brückentorstraße) mit den schönsten Läden. Unter den zahlreichen Kirchen ist die von St. John die älteste, sie stammt von 1634; bemerkenswert ist ferner die gotische St. Peterskirche (1838–41 restauriert) und die katholische Kathedrale (1838). Unter den Gebäuden nimmt das 1853–58 im Renaissancestil erbaute Stadthaus (mit Marmorstatuen der Königin Viktoria und des Prinz-Gemahls) den vornehmsten Rang ein. Vor ihm steht ein Bronzestandbild Wellingtons (von Marochetti). Außerdem hat die Stadt zwei Tuchhallen, eine Börse, eine Korn- und eine Aktienbörse, ein Grafschaftsgericht (County Court), ein großartiges Krankenhaus (von Gilbert Scott im lombardisch-gotischen Stil erbaut), mehrere Theater, eine Statue von Sir Robert Peel, zwei große Parke, großartige Wasserwerke etc. L. hat (1901) 428,968 Einw. Es ist Hauptsitz der englischen Wollindustrie und des Tuchhandels, welche die ganze Umgebung mit Einschluß Bradfords beschäftigen. Wichtig sind ferner die Leinenfabriken, Gerbereien, Glashütten, Töpferwerke, Brauereien, Papiermühlen, chemischen und Maschinenfabriken etc. An Bildungsanstalten verdienen Erwähnung das 1552 gegründete Gymnasium (Grammar School), eine technische Hochschule (Yorkshire College, 1874 gegründet, 1880 der Viktoria-Universität angegliedert, seit 1894 in einem prächtigen, von Waterhouse errichteten Gebäude), 3 theologische Seminare (der Anglikaner, Katholiken und Wesleyaner), ein Blinden- und Taubstummeninstitut, die Freibibliothek (100,000 Bände) mit Kunstsammlung und das Museum der Philosophischen Gesellschaft. L. ist Sitz eines katholischen Bischofs. In der Nähe liegt die Ruine der Kirkstall-Abtei. – L. war schon unter Wilhelm dem Eroberer vorhanden. Das feste Schloß daselbst wurde 1139 vom König Stephan belagert und war 1399 das Gefängnis Richards II. Karl I. verlieh 1626 der Stadt Privilegien und Karl II. den bis 1837 für ihre Verfassung maßgebenden Freibrief.[317]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 317-318.
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