Stephan [1]

[934] Stephan (griech. Stéphanos, »Kranz, Bekränzter, Gekrönter«), Name von zehn Päpsten: 1) S. I., Heiliger, ein Römer, seit 254 Bischof von Rom, gest. 2. Aug. 257, nach der Sage als Märtyrer, erklärte im Streite mit den afrikanischen Bischöfen die Ketzertaufe für gültig und exkommunizierte die Widerstrebenden. Vgl. Ernst, Papst S. I. und der Ketzertaufstreit (Mainz 1905). – 2) S. (II.) starb im März 752, wenige Tage nach der Wahl ungeweiht und wird daher in der Reihe der Päpste dieses Namens gewöhnlich nicht gezählt. – 3) S. II., März 752 bis 26. April 757, Römer, rief, nachdem er den Kaiser Konstantin Kopronymos gegen den Langobardenkönig Aistulf vergebens um Schutz angefleht hatte, die Hilfe des Frankenkönigs Pippin an, den er 754 krönte, und der ihm 756 den Exarchat nebst der Pentapolis schenkte, wodurch der Grund zum Kirchenstaat gelegt ward (s. Pippin 3). – 4) S. III.,[934] 768 bis 24. Jan. 772, ein Sizilier, sprach gegen die bilderfeindlichen Griechen das Anathem aus. Von dem Langobardenkönig Desiderius bedrängt, suchte er bei den Frankenkönigen Karl und Karlmann Hilfe. – 5) S. IV., Römer, 816–817, krönte den Kaiser Ludwig den Frommen in Reims. – 6) S. V., 885–891, Römer, krönte den Herzog Wido von Spoleto zum Kaiser. – 7) S. VI., 896–897, ließ den ausgegrabenen Leichnam seines Vorgängers Formosus in den Tiber werfen, wurde selbst im Kerker erdrosselt. – 8) S. VII., 929–931, Römer, stand ganz unter dem Weiberregiment der Theodora und Marozia. – 9) S. VIII., 939–942, Römer, trat in Frankreich für König Ludwig den Überseeischen gegen die widerspenstigen Großen ein. – 10) S. IX., 1057 bis 29. März 1058, vorher Friedrich, Bruder des Herzogs Gottfried von Lothringen, Erzdiakon von Lüttich, wurde von Leo IX. 1051 zum Kardinal und Kanzler der römischen Kirche ernannt, trat 1055 als Mönch ins Kloster Monte Cassino, ward von Viktor II. 1057 zum Abt dieses Klosters und zum Kardinalpriester erhoben. Als Papst stand er unter dem Einfluß Hildebrands und leitete eine nach größerer Unabhängigkeit vom Deutschen Reich strebende Politik ein. Vgl. Wattendorff, Papst S. IX. (Münster 1883); Robert, Histoire du pape Étienne X (Brüss. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 934-935.
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