Cerĕus

[843] Cerĕus Mill. et Haw. (Fackeldistel, Schlangenfackeldistel, Säulenkaktus), Gattung der Kakteen, Gewächse mit aufrechten, durch Dickenwachstum zuweilen mächtigen, oft aber auch schmächtig bleibenden und dann mittels Haftwurzeln an Bäumen oder Felsen emporsteigenden, meist kantigen oder gerippten, bis 9 oder 10 m hohen, selten reichlich verzweigten, meist stacheligen Stämmen. Die oft 20 cm langen Blüten treten stets aus den Stachelbündeln oder den deren Stellen vertretenen Kerben hervor. Die Blumenkrone hat 5) 10 cm im Durchmesser, ist weiß oder gelblichweiß, auch prächtig karmin-, feuer- oder rosenrot und hält sich teils mehrere Tage, ohne sich zu schließen, teils nur eine Nacht oder nur einige Stunden des Mittags; sie ist meist geruchlos, bisweilen von starkem, durchdringendem Wohlgeruch. Mehr als 100 Arten, meist in Mexiko, aber auch auf den Antillen, in Brasilien und Argentinien; in öden Landstrichen, wo andre Vegetation fehlt, treten ihre z. T. mächtigen Formen charakteristisch hervor. C. giganteus Engelm, (s. Tafel »Kakteen«, Fig. 12), wird 20 m hoch, einige Fuß dick, hat weißliche Blüten von 10–13 cm Durchmesser, die oft ungemein reichlich erscheinen, und große Früchte, die ein Hauptnahrungsmittel der Kalifornier bilden, mit deren Ernte sie besondere Festlichkeiten verbinden; die Stämme liefern ein leichtes, zähes Nutzholz. Ähnlich sind C. gemmatus Zucc. (Fig. 11) und C. pecten aboriginum Mart. (Cardon, Hecho, Fig. 23) in Mexiko. C. fimbriatus Dec., aufrecht, achtkantig, mit langen weißen Stacheln, rosenroten Blüten und rundlichen, glänzend roten Früchten mit stacheligen Warzen und feuerrotem Fleisch, die angenehm säuerlich schmecken und in Westindien sehr häufig gegessen werden, während der brennende Saft des Stengels gegen Hautkrankheiten, auch innerlich als Arzneimittel angewendet wird. C. flagelliformis Mill. (Schlangen-, Peitschenkaktus, Fig. 1), mit hängenden oder kriechenden, dünnen, schlanken Ästen, kurzen Stacheln, roten, bis 8 cm langen Blüten und kugeligen, dunkel purpurrötlichen, mit borstigen Knötchen besetzten Früchten von pflaumenähnlichem Geschmack, ist in Mexiko, wohl auch in Westindien heimisch, wird sehr häufig im Zimmer gezogen, auch hat man Bastarde mit andern Kakteen erzeugt. C. grandiflorus Han. (Königin der Nacht, Fig. 15), beliebte Zierpflanze, aus Mexiko und den Antillen, mit kantigem, ästigem Stamm, entwickelt prachtvolle, stark nach Vanille duftende Blüten von 16–20 cm Durchmesser, mit goldgelben äußern und schneeweißen innern Blumenblättern, die sich abends öffnen und bis zum Morgen dauern, trägt orangegelbe, säuerlich schmeckende Früchte; der scharfe Saft des Stammes und der Äste dient in der Heimat gegen Wassersucht und Würmer und als äußeres Reizmittel. Ein Fluidextrakt aus den Blüten und Stempelabschnitten wird[843] bei Herzkrankheiten benutzt. C. triangularis Haw., mit fast aufrechtem, wurzelndem Stamm und sehr großen, weißen, am Abend sich öffnenden Blüten, auf den Antillen, Kariben und in Mexiko, steigt an Felsen und Bäumen hoch hinauf, indem er sich mit den Wurzeln der zahlreichen Aste festhält, und wird auch häufig an Häusern gezogen. Die roten, unbewehrten Früchte von der Größe eines Gänseeies sind wohlschmeckend und in Westindien sehr beliebt. C. speciosus K. Sch. Dec., mit ziemlich aufrechtem Stamm, großen roten Blüten, die 3–4 Tage geöffnet bleiben, und eigroßen, gelblichgrünen, wohlschmeckenden Früchten, stammt aus Mexiko, läßt sich leicht kultivieren, blüht häufig und ist als Zimmerpflanze in vielen Varietäten und Bastarden sehr verbreitet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 843-844.
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