Bastard

[434] Bastard (mittelhochd. Basthart und Bastart, neulat. bastardus, franz. bâtard, ital. bastardo, engl. bastard), Mischling, ein aus nicht ebenbürtiger oder in wilder Ehe erzeugtes Kind. Der Normannenherzog Wilhelm der Eroberer, der natürliche Sohn des Herzogs Robert, kommt zuerst unter dem Namen bastardus vor. Im Verlauf der Zeit hat das Wort in die französische und deutsche Sprache allgemein Eingang gefunden und andre germanische Benennungen, zumal bankhartBankert«) und bankrise, d. h. das auf der Bank erzeugte Kind, verdrängt und in die Sprache des niedern Volkes verwiesen. – In der Zoologie heißt B. (species hybrĭda, Hybrīde) ein von zwei verschiedenen Arten (die meist, aber nicht immer derselben Gattung angehören) erzeugtes Tier, wie z. B. Maultier und Maulesel. Ein von zwei verschiedenen Rassen abstammendes Tier wird Blendling genannt. Im allgemeinen sind Bastarde unfruchtbar oder schlagen doch, wenn sie fruchtbar sind, nach einigen Generationen in die mütterliche oder väterliche Art zurück. Indessen sind sichere Ausnahmen davon beobachtet worden, z. B. die Bastarde zwischen Hase und Kaninchen, die Leporiden. Ebenso sind vollkommen fruchtbar die Bastarde von Anser cygnoides und der gewöhnlichen Gans, von Kanarienvogel und Stieglitz, von Hund und Wölfin, von Eisbär und braunem Bären und wahrscheinlich auch die von Ziegenbock und Schaf. Der Ursprung unsrer Haustiere dürfte mit auf Bastardierung zurückzuführen sein, das Rind z. B. aus Bos primigenius und Bos brachyceros; in ähnlicher Weise sind auch frei lebende Tiere als Bastarde erkannt worden, z. B. das Rackelhuhn (B. von Auer- und Birkhuhn) und mehrere Süßwasserfische, z. B. Bastarde von Lachs und Forelle, vom Teichkarpfen und Goldfisch. Vgl. Hertwig, Experimentelle Untersuchungen über die Bedingungen der Bastardbefruchtung (Jena 1885); Ackermann, Tierbastarde (Kassel 1898, 2 Tle.). – B. in der Botanik, s. Bastardpflanzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 434.
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