Goldfisch

[98] Goldfisch (Carassius auratus Bleek), Karpfenfisch aus der Gattung Karausche, bis 40 cm lang, mit dünnen, einzackigen, jederseits zu drei in einer Reihe geordneten Schlundzähnen, gleicht in der Färbung völlig der Karausche, ist aber durch die Kultur goldrot und prachtvoll goldglänzend geworden. In der ersten Jugend ist er silbergrau, wird dann dunkler und erhält die Goldfarbe je nach dem Klima im 1. bis 3. Lebensjahr. Er stammt aus China und Japan, wird dort seit alter Zeit gezüchtet, kam 1611 (1691, 1728?) nach Europa, wahrscheinlich zuerst nach Portugal, war zur Zeit der Pompadour sehr selten und kostbar, hat sich seitdem über alle Kulturländer verbreitet, ist in Portugal und auf Mauritius verwildert und wird vielfach gezüchtet. Großartige Züchtereien bestehen im südlichen und westlichen Frankreich, im Mohrunger, Königsberger, Nimptscher, Hirschberger und Liebenwerdaer Kreis Preußens und zu Pälz in Steiermark. Pälz liefert jährlich 100,000 Goldfische. Die größte Goldfischfarm befindet sich in Chelby County (Indiana). Man erreicht, daß die Goldfische drei-, selbst viermal im Jahre laichen und sich sehr frühzeitig färben. Auch hat man weiße (Silberfische), schwarze und bunte Varietäten und vom japanischen G., der 1872 nach Europa kam, gedrungener gebaut ist und meist einen Doppelschwanz besitzt, Monstrositäten mit vorstehenden Augen (Teleskopfisch) und mit sehr großen, doppelten Schwänzen (Schleierschwanz, s. Tafel »Aquarium II«, Fig. 4 und 5), auch Kreuzungen beider erzielt. Bei der Pflege der Goldfische im Zimmer sorgt man für stets reines, klares Wasser, vermeidet beim Wechsel desselben sorgfältig Temperaturabstände, füttert am besten mit Ameiseneiern und reicht davon, namentlich im Winter, niemals mehr, als die Fische sofort verzehren. Man darf nicht zu viele Goldfische in einem kleinen Gefäß halten, und das Wasser muß stets eine große Oberfläche darbieten. Im allgemeinen genügt alle acht Tage eine Fütterung und ein Wasserwechsel. Am besten halten sich Goldfische in Aquarien, in denen Wasserpest (Anacharis) wuchert, und die groß genug sind, um mehrere Goldfische aufnehmen zu können. Man kann die Goldfische gewöhnen, auf ein Zeichen mit der Glocke herbeizuschwimmen und Futter aus der Hand zu nehmen. Vgl. Mulertt, Der G. und seine systematische gewinnbringende Zucht (Stettin 1892); Schulte vom Brühl, Der G. und seine Pflege (Wiesb. 1898); Bade, Der Schleierschwanz und der Teleskopschleierschwanz (Magdeb. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 98.
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