Cheráskow

[5] Cheráskow, Michail Matwejewitsch, russ. Dichter, geb. 5. Nov. (25. Okt.) 1733 in Perejaslawlj (Gouv. Poltawa), gest. 27. Sept. 1807 in Moskau, stammt von einem nach Rußland eingewanderten walachischen Bojarengeschlecht ab und wurde im adligen Kadettenkorps in Petersburg erzogen, aus dem er als Sekondleutnant in die Armee trat. 1754 verließ er den Militärdienst, wurde 1755 als Assessor bei der Moskauer Universität angestellt, 1763 zum Direktor ernannt, 1770 aber nach Petersburg an das Bergkollegium berufen. Zuletzt (1778–1802) war er Kurator der Universität zu Moskau. Die Zeitgenossen haben nach der Mode jener Zeit C. den »russischen Homer« genannt, weil er das franzöische pseudoklassische Epos auf russischem Boden kultiviert und nach den Regeln Boileaus zwei große epische Gedichte zum Ruhm Rußlands verfaßt hat: »Die Rossiade«, in 12 Gesängen (1779), und »Wladimir«, in 18 Gesängen (1786). Im erstern besingt er die Eroberung Kasans durch Iwan den Schrecklichen, im letztern die Erleuchtung Rußlands durch das Christentum. Außer diesen beiden schwerfällig und schwülstig geschriebenen Hauptwerken hat C. noch Dramen, Romane, Fabeln, epische Gedichte, Lieder etc. geschrieben. Sein Hauptverdienst besteht darin, daß er zuerst dem Epos u. dem Kunstroman in Rußland Bahn gebrochen hat. Von poetischer Schönheit, die den Leser noch jetzt zu fesseln vermöchte, sind bei C. nur die Naturbeschreibungen, in denen zuweilen ein großer, majestätischer Zug waltet. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Moskau 1796 (12 Bde.). Eins seiner Werke, das Poem »Die Schlacht bei Tschesme« (1771), ist auch ins Deutsche übertragen worden (Petersb. 1773).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 5.
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