Dalwigk

[432] Dalwigk, Karl Friedrich Reinhard, Freiherr von, hess. Minister, geb. 19. Dez. 1802 in Darmstadt, gest. daselbst 28. Sept. 1880, trat 1828 in den großherzoglich hessischen Staatsdienst, wurde 1845 Provinzialkommissar von Rheinhessen und 1848 Territorialkommissar in der Bundesfestung Mainz (vgl. über seine damalige Tätigkeit: »Einige Bemerkungen zu den Denkwürdigkeiten des Generals v. Hüser, von R. Freiherrn v. D.«, Darmst. 1878) und nach kurzer Tätigkeit als Bundestagsgesandter 1. Juli 1850 Ministerpräsident und Minister des großherzoglichen Hauses, des Äußern und des Innern. Seine innere Politik war durchaus bureaukratisch und reaktionär, besonders förderte er die orthodoxen Richtungen beider Konfessionen. In den deutschen Angelegenheiten war D. entschiedener Partikularist und fast fanatischer Gegner Preußens. Im Verein mit Beust (s.d. 4) und mit v. d. Pfordten (s.d.) wollte er die deutsche Trias (s.d.) verwirklichen und vertrat deshalb stets das Interesse der Mittelstaaten gegenüber den Großmächten. 1866 schloß er sich Österreich an, flüchtete vor dem Anmarsch der preußischen Mainarmee mit dem Großherzog nach München und rief die Hilfe Frankreichs an, mußte aber den Frieden nach Preußens Wunsch schließen. Obwohl er nun die Militärkonvention mit Preußen und 1870 den Vertrag über den Eintritt Hessens in das Deutsche Reich abschloß, erhielt er 6. April 1871 doch auf Wunsch des Berliner Hofes seine Entlassung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 432.
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