Darmfistel

[522] Darmfistel, Eitergang, der das Innere des Darmrohrs mit der äußern Körperoberfläche oder mit einem benachbarten Hohlorgan, z. B. dem Magen, der Harnblase, oder mit einem andern Darmstück in Verbindung setzt. Die D. stellt meistens einen engen Kanal dar, durch den während der Verdauung Darminhalt entleert wird. Je nach der Stelle, an der die D. liegt, unterscheidet man Dünndarm-, Dickdarm- und Mastdarmfistel. Erstere sind sehr selten, Mastdarmfisteln (s.d.) ungleich häufiger. Fisteln zwischen Magen, Dünn- oder Dickdarm und der äußern Körperoberfläche entstehen nach einer Verletzung (Schuß oder Messerstich) oder durch eine langsame, zuweilen auch krebsige Verschwärung, die im Darm beginnt. Fisteln, die man z. B. bei Mastdarmkrebs durch Eröffnung des gesunden Darmes oberhalb des Mastdarms oder bei Bruchoperationen durch Entfernung brandiger Darmschlingen absichtlich anlegt, indem man die gesunden Darmwände mit der Haut vernäht und mit dieser verwachsen läßt, nennt man künstlichen After. Die Behandlung der D. ist meist sehr langwierig, da der hervorquellende Darminhalt die Heilung des Fistelganges stört; bei tuberkulösen oder krebsigen Geschwüren ist selbst eine zeitweilige Heilung wegen der Allgemeinkrankheit kaum möglich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 522.
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