Dezimalsystem

[856] Dezimalsystem (dekadisches System, v. lat. decem, zehn, griech. deka), die grundsätzliche Bevorzugung der Zahl 10 bei allem Zählen und Messen. Das D. ist das nächstliegende und natürlichste, da der Mensch von jeher zum Zählen die zehn Finger beider Hände benutzt hat, wobei es sich ganz von selbst machte, daß er bei Zahlen über zehn nach Zehnern zählte und so allmählich zu Hunderten (je zehn mal zehn), Tausenden (je zehn mal hundert) etc. aufstieg. Deshalb sind auch in fast allen Sprachen die Benennungen der Zahlen dem D. entsprechend, d. h. es gibt nur für die Zahlen 1–9,10,100,1000 etc. besondere Namen, aus denen Ausdrücke für alle andern Zahlen zusammengesetzt werden. Diese nach dem D. gebildete Bezeichnung der Zahlen, das dekadische Zahlensystem (die Dekadik), ist ganz streng durchgeführt bei der von allen Kulturvölkern angenommenen dezimalen Schreibweise der Zahlen (s. Zahlensystem und Ziffern), die durch Anwendung der Dezimalbrüche (s. Bruch, S. 471) zugleich das Rechnen mit Brüchen ungemein vereinfacht. Um diese Vorteile auch für das Rechnen mit benannten Zahlen nutzbar zu machen, ist es vorteilhaft, auch die Maße, Gewichte, Münzen etc. nach dem D. einzurichten, z. B., wenn man von einer bestimmten Einheit für das Längenmaß ausgeht, einerseits das 10, 100, 1000 etc.-fache dieser Einheit als Einheiten höherer Ordnung zu benutzen und anderseits alle Teile der Einheit durch Zehntel, Hundertstel, Tausendstel etc. der Einheit auszudrücken (Dezimalmaße). Dieser Gedanke ist in dem metrischen System für Maße und Gewichte verwirklicht. Nach denselben Grundsätzen sind auch die Münzsysteme der meisten Staaten gestaltet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 856.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika