Einpackung

[462] Einpackung (Packung, Einwickelung), Heilmittel der Wasserkur, besteht darin, daß der ganze Körper mit Ausnahme des Kopfes in ein grobes feuchtes Tuch und dann in eine dicke, grobe, wollene Decke dicht eingehüllt, wenn nötig auch noch mit einer zweiten wollenen Decke oder mit Federbetten bedeckt wird und 10 Minuten bis 3 Stunden liegen bleibt. Nach Überwindung der ersten Einwirkung der Kälte auf die Haut tritt Wärmestauung und vermehrter Blutreichtum der Haut ein, und nach 1/2-1 Stunde bricht Schweiß aus. Man beendet die E. mit einer kalten Abreibung, einem kalten Bad oder kalten Brause, um die erweiterten Hautgefäße wieder energisch zu verengern. Im großen und ganzen wirkt die feuchte E. beruhigend auf den Organismus. Man benutzt sie bei blutarmen, schwächlichen Individuen, bei Neurasthenien und Neuralgien, bei nervösen und organischen Herzleiden etc. Die trockne E., bei der heiße Ziegelsteine, heiße Wasserkruken oder ein Heißluftstrom unter die Decken gebracht werden, übt einen Hautreiz aus und bewirkt nach 20–30 Minuten Schweißerguß; Puls- und Respirationsfrequenz steigen dabei, und gelegentlich erhöht sich die Körpertemperatur um 1–1,5°. Nach Ausbruch des Schweißes tritt allmählich ein Gefühl des Wohlbehagens ein. Auch die trockne E. wird durch eine kalte Abreibung etc. beendet. Die Anschauung, daß durch die E. schlechte Säfte oder Gifte ausgeschieden werden sollten, beruht auf Irrtum. Häufig werden Teileinpackungen angewendet; unter ihnen ist der Prießnitzumschlag um die Brust ein ausgezeichnetes Mittel zur Besänftigung von Schmerzen und Aufregung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 462.
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