Einschlafen der Glieder

[465] Einschlafen der Glieder, ein Zustand, der in der Regel durch einen anhaltenden Druck (infolge fehlerhafter Lage, Auflegen des Armes auf eine Stuhllehne etc.) auf einen Nerv hervorgerufen wird, besteht in einem eigentümlichen, bisweilen bis zum Schmerz sich steigernden Prickeln und Stechen in dem betroffenen Körperteil, meist einem Arm oder Bein, bei aufgehobener oder herabgesetzter Empfindlichkeit der Haut gegen äußere Berührung und selbst kurzdauernder Bewegungsunfähigkeit. Es beruht auf beginnender Lähmung der empfindenden Nervenfasern des betreffenden Körperteils und entsteht auch bei Verschluß der Pulsadern, weil die Nerven ohne frische Zufuhr von Arterienblut ebenfalls gelähmt werden. Das E. geht auch der Anästhesie voraus und entspricht in der Regel dem ersten Stadium derselben oder bildet den Übergang zur Wiederherstellung des gesundheitsgemäßen Zustandes, bei Heilung einer Empfindungslähmung. Das durch vorübergehenden Druck auf die Nerven entstandene E. verliert sich, sobald jener aufhört, sehr schnell wieder, während das aus zentralen, d.h. im Gehirn oder Rückenmark gelegenen Ursachen entstandene, der Anästhesie vorhergehende E. in der Regel lange bestehen bleibt oder in eine vollkommene Empfindungslähmung übergeht und deshalb als ein sehr bedenkliches Symptom gilt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 465.
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