Entremēs

[839] Entremēs (span., nach franz. Entremets), ursprünglich Bezeichnung einer Art mimischer Festschauspiele, die bei feierlichen Mahlzeiten »zwischen den Speisen« ausgeführt zu werden pflegten. Schon zu Anfang des 13. Jahrh. bei Turnieren, Hoffesten, kirchlichen Prozessionen vorkommend, wurden sie allmählich ins Possenhafte umgestaltet. Später ward in Spanien der Name auf die mit der Ausführung der comedias verbundenen Zwischen- und Nachspiele (pasos) übertragen. Sehr oft sind diese dem Volksleben entnommenen Schwänke ganz oder teilweise im Dialekt geschrieben oder mischen mehrere Sprachen durcheinander zur Erzielung komischer Effekte. Selbst ausgezeichnete Dichter, wie Lope und Calderon, verfaßten zu ihren größern Stücken Entremeses oder schrieben dergleichen, wie Cervantes und Quevedo, zu den Dramen andrer. Lediglich als Verfasser von Entremeses gewannen sich einen Namen Luis Quiñones de Benavente und der Portugiese Rebello. In Frankreich, wo sich Reste der ehemals prachtvollen Entremets noch 1572 bei der Hochzeit Heinrichs von Navarra vorfinden, hat das Wort die Bedeutung eines Zwischenessens angenommen, während ein Zwischenspiel jetzt Intermède heißt. Vgl. Léo Rouanet, Intermèdes spagnols du XVII. siècle (Par. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 839.
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