Estrup

[134] Estrup, Jakob Brönnum Scavenius, dän. Staatsmann, geb. 16. April 1825 in Sorö, widmete sich der Forst- und Landwirtschaft, ward schon in jungen Jahren Besitzer mehrerer großer Güterkomplexe und war 1854–55 Reichstagsabgeordneter (Folkething). Seit 1864 Reichsratsmitglied, wirkte er als Führer der Gutsbesitzerpartei bei der Revision der Verfassung wesentlich mit und hatte 1865–69 im Kabinett Frijs-Frijsenborg (s.d.) das Ministerium des Innern inne. Am 11. Juni 1875 zum Premier- und Finanzminister ernannt, geriet er mit der radikalen Folkethingsmehrheit, welche die zur Erhöhung der Wehrkraft Dänemarks (s.d., S. 487) verlangten Kredite verweigerte, bald in einen heftigen Konflikt, der, nach wiederholter Auflösung des Folkethings, E. nötigte, seit 1885, gestützt auf das konservative Landsthing, mit einem provisorischen Budget und provisorisch erlassenen Gesetzen zu regieren. Erst nach Vollendung der Befestigung Kopenhagens ward dieser Konflikt durch einen Vergleich beendigt, worauf E. freiwillig zurücktrat (7. Aug. 1894) und im konservativen Landsthing, dem er seit 1866 ununterbrochen angehört, die Führerschaft übernahm, daselbst aber nicht das Entstehen einer konservativen »Fronde« verhindern konnte, die Ende 1900 aus dem Verband der Rechten austrat, durch ihr Verhalten den Übergang der Regierung an ein radikales Ministerium (Juli 1901) unterstützte und sich Ende 1902 zu einer »freikonservativen« Fraktion vereinigte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 134.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika