Exartikulation

[207] Exartikulation (lat.), die Absetzung eines Gliedes in einem Gelenk durch Eröffnung der Gelenkkapsel und Durchschneidung der Gelenkbänder, ohne Verletzung des Knochens (bei der Amputation wird der Knochen zwischen zwei Gelenken durchsägt). Nähert sich das betreffende Gelenk vermöge der Form seiner Gelenkflächen einem Kugelgelenk (z. B. Hüftgelenk), so heißt die Operation auch Enukleation. Allgemeine Vorzüge oder Nachteile dürfen der E. im Gegensatz zur Amputation nicht zugeschrieben werden. Es hängt vielmehr von den individuellen Verhältnissen jedes einzelnen Falles ab, ob die eine oder andre Art der Absetzung des Gliedes zu wählen ist, wobei jedoch stets der Grundsatz beobachtet werden muß, daß soviel wie möglich von dem Glied erhalten werden muß. Bei kleinen Gliedmaßen, z. B. bei Fingern und Zehen, verdient die E. vor der Amputation schon deshalb den Vorzug, weil die letztere zu umständlich ist. Die früher so sehr gefürchteten Gefahren einer Freilegung der Gelenkflächen bei der E. sind durch die neuen antiseptischen Methoden beseitigt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 207.
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