Exercitĭa spiritualĭa

[211] Exercitĭa spiritualĭa (geistliche Exerzitien), eine in der katholischen Asketik gebräuchliche Bezeichnung für besondere Übungen in der Frömmigkeit unter Leitung eines Seelsorgers, gegenwärtig meist zum würdigen Empfang des Sakraments des Altars angestellt. Früh schon fanden dergleichen Übungen besonders in den Klöstern eine sehr beifällige Ausnahme. Viel Aufsehen machten im 16. Jahrh. die für die Jesuiten (s.d.) von Ignaz von Loyola verfaßten »Exercitia spiritualia«, die viele Päpste ausdrücklich bestätigten und auch bei Geistlichen und Laien einführten. Sie bestehen aus Meditationen, geistlichen Lektionen, Gebeten, Gewissenserforschungen etc. Nachdem sie eine Zeitlang mehr in Vergessenheit gekommen waren, wurden sie neuerlich durch Ordensgeistliche wieder eingeführt und fanden namentlich in den Rheingegenden viel Teilnahme. Auch die von Jesuiten und Redemptoristen geleiteten Missionen werden nach diesem System der Exerzitien betrieben. In der protestantischen Kirche bietet wenigstens der Methodismus gewisse Analogien dar.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 211.
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