Florian

[708] Florian (spr. -rĭang), Jean Pierre Claris de, franz. Dichter, geb. 6. März 1755 im Schloß Florian (Gard), gest. 13. Sept. 1794 in Sceaux, kam in seinem zehnten Jahr mit seinem Onkel, einem Verwandten Voltaires, nach Ferney und gefiel dem Philosophen durch seine klugen Antworten. Nach Paris zurückgekehrt, trat er bald als Page in die Dienste des Herzogs von Penthièvre, der ihn zum Dragonerkapitän machte und seiner Person als »Chevalier de F.« attachierte. Er lebte nun teils in Paris, teils auf den [708] Schlössern des Herzogs als Mittelpunkt einer angeregten, geistreichen Geselligkeit, wurde 1788 in die Akademie aufgenommen und genoß ein Leben ungetrübten Glückes. 1793 wurde er verhaftet und starb wenige Tage nach seiner Befreiung. Seinen Ruhm begründete er mit den allzu weichlichen Schäferromanen: »Galatée« (1783) und »Estelle« (1787), die aber dem Geschmack der Zeit vorzüglich entsprachen. Noch geschmackloser sind seine poetischen Romane »Numa Pompilius« (1786), eine matte Nachahmung des »Télémaque«, und »Gonzalve de Cordoue« (1791); doch beweist die Vorrede zu letzterm: »Précis historique sur les Maures«, daß F. Besseres hätte leisten können. Hauptsächlich verdient F. genannt zu werden wegen seiner »Fables« (1792). Sein »Guillaume Tell«, den er im Gefängnis schrieb, ist wohl sein schwächstes Werk; auch die Übersetzung des »Don Quichotte« ist ihm nicht gelungen. Seine Werke sind oft aufgelegt und in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Die »Œuvres complètes de F.« gab Renouard heraus (1820, 16 Bde.), die »Œuvres inédites« Pixérécourt (1824, 4 Bde.); bekannt sind auch die Ausgaben von Briand (1823–24, 13 Bde.) und von Jauffret (1837–38, 12 Bde.). Vgl. Montvaillant, F., sa vie, ses œuvres, sa correspondance (Par. 1879); Léo Claretie, Florian (das. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 708-709.
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