Flossen [1]

[712] Flossen (Schwimmflossen), die zum Schwimmen dienenden Organe der Tiere. In ihrer einfachsten Form bestehen sie aus einer über den Körper herausragenden Hautfalte und wirken alsdann gleich dem Kiel eines Schiffes, indem sie die Richtung der Bewegung sichern. Gewöhnlich aber können sie durch besondere Muskeln in schräge Stellung zur Linie der Fortbewegung gebracht werden und fungieren so als Steuer oder Ruder, so die unpaaren F. der Fische und andrer im Wasser lebender Wirbeltiere. Bei den Fischen unterscheidet man die Rücken-, Aster- und Schwanzflosse. Die nur aus Haut bestehenden oder von Knorpelstrahlen gestützten F. nennt man Haut- oder Fett-, bez. Strahlflossen, die von Knochenstrahlen gestützten dagegen Stachelflossen. Als Flossenträger bezeichnet man die an die Wirbelsäule sich anschließenden Skelettstücke, die den F. zur Stütze dienen. Die Schwanzflosse erscheint sichelförmig oder abgerundet, langgestreckt oder verkürzt etc., immer aber aus einem obern und untern Lappen zusammengesetzt. Sind beide Lappen gleich, so ist die Schwanzflosse äußerlich homozerk, ist der untere größer als der obere, äußerlich heterozerk. Das Skelett der Schwanzflosse steht in Verbindung mit der Wirbelsäule; da aber die letztere ebenfalls in ihrem untern und obern Teil gleich oder ungleich (nach oben gekrümmt) sein kann, so unterscheidet man auch eine innerlich homo- und heterozerke Flosse. Endet die Schwanzflosse spitz, und geht die Wirbelsäule ohne Krümmung bis an ihr Ende, so nennt man sie amphizerk oder diphyzerk; ist die Wirbelsäule nach oben gebogen, und besteht die Flosse aus einem größern Oberlappen und einem kleinern Unterlappen, so ist sie heterozerk, wird aber homozerk, wenn beide Lappen gleich groß sind, so daß die Flosse einem Fächer ähnelt. – Die paaren F. entsprechen den Armen und Beinen der höhern Wirbeltiere, sind, wie bei diesen, am Brust- und Beckengürtel befestigt und bestehen aus größern Knorpel- oder Knochenstücken, an denen weiter nach außen knorpelige oder verknöcherte Strahlen sitzen. – Unpaare (Haut-) F. haben auch die Amphibien in der Jugend und z. T. auch noch im erwachsenen Zustand; bei den Reptilien sind nur noch Andeutungen derselben vorhanden; dagegen haben viele Waltiere eine Rücken-, alle eine Schwanzflosse, die nicht wie bei den Fischen senkrecht, sondern wagerecht liegt. Die Vordergliedmaßen sind bei den Walen gleichfalls in F. umgewandelt und entsprechen in ihrem Knochenbau völlig denen der andern Säugetiere. – Auch manche niedere Tiere (besonders die Weichtiere) haben F.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 712.
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