Frost

[174] Frost, die Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Offener F. (Barfrost) ist F. bei fehlender Schneedecke. Den ersten F. im Herbst nennt man Frühfrost, den letzten im Frühling Spätfrost (vgl. Frosttage). – In der Medizin heißt F. (Schauer, Horripilatio, Horror), in den geringern Graden Frösteln, ein mehr oder weniger unbehagliches Gefühl, das bei stärkerer Abkühlung der Haut entsteht. Diese Abkühlung wird durch direkte Entziehung der Wärme, z. B. in kalter Luft, im kalten Bad, hervorgebracht, oder sie ist durch innere Ursachen bedingt. Durch Verengerung der Blutgefäße der Haut wird dieser weniger Blut und damit weniger Wärme zugeführt, und hierdurch ergibt sich objektiv Blässe und Kälte der Haut, subjektiv das Gefühl des Fröstelns infolge Kälterwerdens der in der Haut liegenden temperaturempfindenden Nervenenden. Bei stärkerm F. ist die Haut des Gesichts, der Hände etc. bläulich gefärbt, weil infolge der Kontraktion der kleinen Arterien der Blutstrom verlangsamt und daher das Blut durch Sauerstoffzehrung dunkler wird, der Teil ungenügend von arteriellem Blut durchströmt wird. Andauernde Kälteeinwirkung kann Frostbeulen (s. Erfrierung) erzeugen. Neben subjektivem Frostgefühl kommen während eines Frostes noch leichte Schüttelkrämpfe in verschiedenen Muskelgruppen, namentlich in den Kaumuskeln, vor: Zähneklappern. Bei starkem F. werden die Schüttelkrämpfe sehr stark und verbreiten sich auf alle Muskelgruppen, so daß der ganze Körper des Kranken gleichsam geschüttelt wird. Eigentümlich ist ferner für den F. die sogen. Gänsehaut (s.d.), die durch krampfhafte Verkürzung der an den Haarbälgen sich ansetzenden dünnen Muskelbündel entsteht. Die krampfhafte Zusammenziehung aller der genannten unwillkürlichen Muskeln der Haut und der Arterien geschieht durch Vermittelung des Nervensystems, weshalb der F. mit Recht als ein nervöses Symptom bezeichnet wird. Mitunter kann auch ein rein psychischer Affekt (Schauder) jene Nerven reflektorisch erregen und das Gefühl des Fröstelns verursachen. F. kommt vor allem im Beginn und im Verlauf des Fiebers vor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 174.
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