Gärröhre

[344] Gärröhre, eine zweimal knieförmig gebogene Glasröhre, deren einer Schenkel durch den durchbohrten Spund des Fasses geht, ohne den Spiegel der gärenden Flüssigkeit zu berühren, während der andre am Boden eines auf das Faß gestellten, mit Wasser gefüllten Gefäßes mündet. Gall hat diese Vorrichtung empfohlen, um den Luftzutritt zu gärendem Most zu verhindern. Die sich entwickelnde Kohlensäure entweicht durch das Sperrwasser. Bei Anwendung der G. verläuft die Gärung regelmäßiger, und die Bildung von Essigsäure wird vermieden. Man benutzt die G. deshalb auch für die Nachgärung der Biere und hat mehrere einfache Formen konstruiert. So wendet man z. B. einen tönernen Gärspund mit zentralem, beiderseits offenem Rohr an, das einen obern napfförmigen Rand besitzt, und stülpt über das Rohr ein weiteres, oben verschlossenes Rohr, so daß dessen Rand in den mit Wasser gefüllten Napf taucht. Auch benutzt man einen Spund mit zentralem Rohr, dessen obere Mündung durch eine Kugel oder eine mit Kautschuk gefütterte Kappe verschlossen wird. Bei einer gewissen Spannung hebt die Kohlensäure die Kugel, bez. die Kappe, die nach dem Entweichen von Gas sofort wieder herab fällt und das Rohr verschließt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 344.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika