Görner

[139] Görner, Karl August, Schauspieler und Bühnendichter, geb. 29. Jan. 1806 in Berlin als Sohn eines Finanzbeamten, gest. 9. April 1884 in Hamburg, entfernte sich 1822 heimlich aus dem Elternhaus, um sich der Bühne zu widmen, und betrat diese zuerst in Stettin, dann in Köthen. Mit 18 Jahren Direktor einer eignen Gesellschaft, zog er mit dieser[139] zwei Jahre lang umher und wurde dann 1827 am Hoftheater zu Strelitz engagiert, wo er es schließlich zum Oberregisseur brachte. 1848 begab er sich nach Breslau, von hier 1853 an das Friedrich-Wilhelmstädter Theater in Berlin, übernahm 1855 die Leitung der Krollschen Bühne und ging 1857 nach Hamburg, wo er seitdem abwechselnd beim Thalia- und Stadttheater als Charakterspieler und Oberregisseur tätig war und 1882 sein 60jähriges Künstlerjubiläum feierte. Sein erstes Bühnenstück: »Gärtner und Gärtnerin«, wurde 1826 in Freiburg ausgeführt. In dem darauffolgenden halben Jahrhundert hat er ca. 150 Stücke geschrieben, von denen mehr als 100 in verschiedenen Sammlungen, wie: »Almanach dramatischer Bühnenspiele« (Bd. 1–4, Bresl. 1851–54; Bd. 5–9, Hamb. 1857–61; Bd. 10 u. 11, Altona 1866–68), »Lustspiele« (Hamb. 1856–72, 2 Bde.), »Possenspiele« (Altona 1862), »Deutsches Theater« (das. 1865 ff.) u.a., gedruckt sind. Zu den bekanntesten gehören: »Nichte und Tante«, »Schwarzer Peter«, »Englisch«, »Ein glücklicher Familienvater«, »Tantchen Unverzagt«, »En passant«, »Der geadelte Kaufmann«, »Erziehung macht den Menschen«, »Salz der Ehe« u.a. Als ein besonderes Genre bildete G. die Kinderkomödie aus (»Kindertheater«, Berl. 1855, 6 Bdchn.) und belebte von neuem das alte dramatische Weihnachtsmärchen in seinen »Weihnachtsmärchen-Komödien« (Hamb. 1879–84, 18 Bdchn.). Außerdem veröffentlichte er den »Deklamator für öffentliche und Privatgesellschaften« (Hamb. 1864–70, 3 Bde.), »Konzert- und Gesellschaftsdeklamator« (Originalarbeiten, das. 1879, 9 Bdchn.) und den humoristischen Führer »Nach Helgoland und auf Helgoland« (6. Aufl., das. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 139-140.
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