Galicĭeu

[268] Galicĭeu (span. Galicia), ehemaliges span. Königreich, umfaßt den nordwestlichsten Teil der Halbinsel, grenzt westlich und nördlich an den Atlantischen Ozean, östlich an Asturien und Leon, südlich an Portugal und zerfällt gegenwärtig in die Provinzen La Coruña, Lugo, Orense und Pontevedra (s. diese Artikel). Der Gesamtflächeninhalt beträgt 29,154 qkm (529,6 QM.) mit (1900) 1,941,453 Einw. (63 auf 1 qkm). Die Bevölkerung ist im allgemeinen nicht wohlhabend, am wenigsten die Bauern, weil diese meist hochbesteuerte Pächter der Großgrundbesitzer sind. Da bei der dichten Bevölkerung die Erwerbsquellen des Landes nicht ausreichen, so wandern alljährlich Tausende von Galiciern nach den übrigen Provinzen Spaniens und nach Portugal (besonders nach Lissabon), wo sie als Erntearbeiter, Wasser- und Lastträger, Hausknechte, Portiers etc. ihr Brot verdienen, in neuerer Zeit auch nach Südamerika. Die Galicier (Gallegos) sind stark und kräftig gebaut, ernst und strenggläubig; ihre Lebensweise, Sitten und Trachten sind sehr einfach. Das galicische Volk ist aus der Vermischung der Ureinwohner (Galläker, s. d.) mit den Römern, Sueven. Goten, Mauren und Kastiliern hervorgegangen und hat mehr Verwandtschaft mit den Portugiesen als mit den Spaniern, redet auch einen Dialekt, der mehr wie ein verdorbenes Portugiesisch klingt. – Ein besonderes Königreich war G. unter der Herrschaft der Sueven (bis 585), dann von 1060–71, worauf es wieder an die Krone von Leon und Kastilien kam, der es bereits seit der sehr früh erfolgten Vertreibung der Mauren angehört hatte. Vgl. Spanien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 268.
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