Gebauer

[404] Gebauer, Jan, tschech. Sprachforscher, geb. 8. Okt. 1838 zu Auslauf in Böhmen, studierte in Prag, bekleidete seit 1866 Lehrerstellen an den Realschulen zu Pardubitz und Prag, habilitierte sich 1873 hier an der Universität als Dozent der tschechischen Sprache und wurde 1874 zum außerordentlichen und 1881 zum ordentlichen Professor der slawischen Sprachen ernannt. G. hat sich vor allem auf dem Gebiet der alttschechischen Sprache in hohem Grade verdient gemacht und die Kenntnis des Tschechischen durch eine ganze Reihe trefflicher Schriften bereichert. Außer zahlreichen Abhandlungen und Monographien sowie Übersetzungen aus dem Bulgarischen, Russischen, Sanskrit etc. sind namentlich zu erwähnen seine »Lautlehre der tschechischen Sprache« (»Hláskosloví jazyka českého«, Prag 1877) und seine »Tschechische Grammatik« (»Mluvnice česká«, das. 1890, 2 Tle.); ferner seine literarhistorischen Artikel in den »Listy filologické«, deren Mitredakteur er seit 1874 ist. Ausgezeichnet sind auch seine Ausgaben alttschechischer Literaturdenkmäler (»Nová rada des Smil Flaška von Pardubic«, Prag 1876, und »Žaltâř Wittenberský«, das. 1880). Seine Hauptwerke aber sind die große »Historische Grammatik der tschechischen Sprache« (»Historická mluvnice jazyka českého«. I. u. 111. in 3 Bdn., Prag 1894–98) und das »Alttschechische Wörterbuch« (»Slovník staroćeský«, Heft 1–5, das. 1901–02). Endlich gebührt ihm das Hauptverdienst an dem Nachweis der Unechtheit der Königinhofer Handschrift (s.d.), wobei er unbekümmert um persönliche Nachteile mit mannhaftem Mut für seine Überzeugung eintrat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 404.
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