Gehirnvorfall

[479] Gehirnvorfall, Heraustreten eines Teiles der Hirnmasse aus einer in der Regel durch Verwundung entstandenen Lücke in Knochen und Weichteilen der Schädelkapsel, entsteht entweder sofort nach der Verwundung oder erst später sekundär, indem durch ein Extravasat, durch einen Abszeß oder durch eine entzündliche Ausschwitzung in die Hirnhöhlen der Druck in der Schädelhöhle sich so verstärkt, daß ein Teil des Gehirns herausgedrängt wird. Der G. bildet eine flache, unebene Vorwölbung von grauvioletter Färbung, die sich durch ihre Windungen, Gefäßverteilung, die Konsistenz und Pulsation als Gehirnmasse verrät. Bald jedoch bedecken sich einzelne Stellen mit Granulationen, andre sterben ab oder vereitern, die Pulsationen hören auf, und die vorgefallene Partie legt sich pilzförmig über die Wundränder (Gehirnschwamm). Der G. kann bis zur Größe einer Mannesfaust und darüber wachsen, manchmal drängt, nachdem der zuerst vorgefallene Hirnteil sich bereits abgestoßen hat, ein weiterer nach. Die Behandlung besteht in antiseptischem, bez. aseptischem Verband, unter dem der G. von selbst zurückgehen oder sich langsam mit Narbengewebe oder mit Haut bedecken kann. In geeigneten Fällen ist der G. durch Transplantation mit Haut zu bedecken. Meistens führt Gehirnhautentzündung oder die Verletzung selbst zum Tode.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 479.
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