Gildemeister

[847] Gildemeister, 1) Johann, Orientalist, geb. 20. Juli 1812 zu Klein-Siemen in Mecklenburg, gest. 11. März 1890 in Bonn, studierte in Göttingen und Bonn Theologie und orientalische Sprachen, lehrte seit 1839 als Privatdozent, seit 1844 als außerordentlicher Professor zu Bonn orientalische Sprachen und wurde 1845 Professor der Theologie und orientalischen Literatur in Marburg, 1848 auch Universitätsbibliothekar; 1859 wurde er als ordentlicher Professor nach Bonn zurückgerufen. Er veröffentlichte: »Scriptorum arabum de rebus indicis loci« (Fasc. I, Bonn 1838); »Der heilige Rock zu Trier« (mit Sybel, Düsseld. 1845); Ausgaben von Kâlidâsas »Meghaduta« und »Çringaratilaka« (Bonn 1841), eine »Catalogus librorum manuscriptorum orientalium in bibliotheca Bonnensi servatorum« (das. 1864–76); »De evangeliis in Arabicum e Simplici Syriaca translatis« (das. 1865); »Esdrae liber quartus arabice« (das. 1877); »Acta S. Pelagiae syriace« (das. 1879) u. a. G. war ungemein vielseitig und gebot überein seltenes Maß von Gelehrsamkeit und Scharfsinn.

2) Otto, geb. 13. März 1823 in Bremen als Sohn des Senators Friedrich G., gest. daselbst 26. Aug. 1902, widmete sich in Bonn 1842–45 historischen und philologischen Studien und trat, nach Bremen zurückgekehrt, in die Redaktion der damals neubegründeten »Weserzeitung«, der er seit 1850 bis kurz vor seinem Tod als Hauptredakteur vorstand. 1852 wurde er Sekretär des Bremer Senats, 1857 Mitglied des Senats und war 1872–75,1878–81 und 1882–87 Bürgermeister von Bremen. Literarisch machte er sich durch seine gehaltvollen Leitartikel in der »Weserzeitung« und zahlreiche Abhandlungen literarischen und volkswirtschaftlichen Inhalts (gesammelt in den »Essays, herausg. von Freunden«, Berl. 1896–97, 2 Bde.; 4. Aufl. 1903ff.), namentlich aber durch seine meisterhafte Übersetzung von Lord Byrons Werken (das. 1864, 6 Bde.; 5. Aufl. 1904) bekannt, der die Übersetzung einer Reihe Shakespearescher Dramen (darunter die Historien) für die Brockhaus-Bodenstedtsche Ausgabe sowie der Sonette Shakespeares (Leipz. 1871,2. Aufl. 1876), von Ariosts »Rasendem Roland« (Berl. 1882, 4 Bde.) und Dantes »Göttlicher Komödie« (das. 1888, 3. Aufl. 1900) nachfolgten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 847.
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