Grabstichel [2]

[201] Grabstichel (Stichel, Zeiger), Werkzeug zum Gravieren, Kupferstechen etc. aus einem in einem Heft steckenden gehärteten stählernen Stäbchen, das an einem Ende eine Schneide oder eine Spitze mit daran liegenden Schneiden durch Abschleifen einer Fläche (Kappe) unter 45° erhält. Der gemeine G., mit quadratischem Querschnitt von 2–3 mm Seitenlänge, hat eine rautenförmige Kappe, der rautenförmige G., mit rhombischem Querschnitt, hat eine schärfere, zum Einschneiden seiner Linien geeignetere Spitze. Aufwärts gekrümmte G. benutzt man, wo ein gerader Stichel fast horizontal auf die Arbeit gelegt werden müßte; seltener gebraucht man abwärts gekrümmte und abgekröpfte G. Der Messerzeiger hat messerartige Gestalt, also keilförmigen Querschnitt, der Spitzstichel eine gewölbte Gestalt der beiden Seitenflächen. Der Justierzeiger ist ein ovaler Spitzstichel, der schräg von der linken Seite mit einer großen Facette zugeschärft ist und dadurch eine viertelkreisförmige Schneide erhält. Flachstichel haben eine geradlinige, rechtwinklig gegen die Achse des Stichels gestellte Schneide. Dreieckige Flachstichel haben die Seite eines Dreiecks als Schneide. Die G. mit bogenförmiger Schneide heißen Vollstichel (Pollstichel). Der Rundstichel ist von kreisförmigem Querdurchschnitt, so daß die Kappe elliptisch erscheint. Von diesem unterscheidet sich der ovale Stichel dadurch, daß sein Querschnitt ein Oval ist, dessen große Achse senkrecht steht, und das oben in eine Spitze ausläuft, wodurch es fast umgestürzt herzförmig erscheint. Der zweispitzige Punktierstichel gleicht dem Flachstichel, doch ist die Schneide mit einer Einkerbung versehen, wodurch sie in zwei Zacken geteilt wird, die, spitzig zugeschliffen, zum Einstechen von Punkten gebraucht werden, mit denen etwa eine Fläche ganz bedeckt werden soll. Der Fadenstichel mit mehreren Zähnchen dient zum Schraffieren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 201.
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