Halstuch

[670] Halstuch kam als Teil der männlichen Kleidung zur Zeit Ludwigs XIV. auf, als der herrschende breite Reiterkragen durch die Allongeperücke verdrängt wurde. Es wurde aus seinem, weißem (bei den untern Ständen auch farbigem oder schwarzem) Stoff gefertigt und unter dem Kinn gebunden, so daß die in Falten gelegten und mit Spitzen besetzten Zipfel auf die Brust herabfielen. Im 18. Jahrh. war es lange Zeit durch das Jabot, die Busenkrause, verdrängt, bis es in den 80er Jahren wieder auftrat. Es bestand damals aus seiner weißer Leinwand und umschloß den umgeschlagenen Hemdkragen. Zur Zeit der französischen Revolution wuchsen die Halstücher bis übers Kinn hinauf und wurden bis zu dreien übereinander getragen, bis sie sich mit dem nun aufrecht stehenden Hemdkragen (Vatermörder) allmählich wieder verkleinerten und senkten. Jabots waren noch bis in die 20er Jahre des 19. Jahrh. im Gebrauch; dann kam das schwarze H. auf, seit 1830 auch in Form gesteifter Halsbinden. Seit Beginn der 50er Jahre besteht das H. meist nur noch aus einem Band oder wird durch die sogen. Krawatten oder Schlipse, die entweder geknüpft oder durch einen Mechanismus befestigt werden, vertreten. S. Tafel »Kostüme III«, Fig. 7, 10, 12 u. 13.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 670.
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