Hirschkäfer

[372] Hirschkäfer (Lucanus L.), Gattung der Blatthörner (Lamellicornia), Käfer mit länglichem, flach gewölbtem Körper, querem, seitlich gerundetem Thorax und beim Männchen sehr großem, querem Kopf mit sehr langen, geweihartigen Mandibeln.

Hirschkäfer (Lucanus cervus). a Männchen, b Weibchen, c Larve.
Hirschkäfer (Lucanus cervus). a Männchen, b Weibchen, c Larve.

Der gemeine H. (L. cervus L., Schröter, Horn-, Baum-, Feuerschröter, Donnerpuppe, s. die Abbildung und Tafel »Käfer I«, Fig. 19–21), bis 8 cm lang, matt schwarz mit kastanienbraunen Flügeldecken, braunroten Mandibeln von einem Drittel der Körperlänge, mit großem Zahn am Innenrand und zweizinkiger Spitze, der größte europäische Käfer, findet sich in Mittel- und Nordeuropa bis Asien hinein im Juni am ausfließenden Safte der Eichen und fliegt 3–4 Wochen in der Mittagshitze und abends; das Weibchen legt seine Eier in das faulende Holz alter Eichen, und hier entwickelt sich die Larve in 4–5 Jahren und erreicht eine Länge von 10,5 cm. Sie fertigt dann einen faustgroßen, festen Kokon, in dem binnen drei Monaten die Verwandlung erfolgt. Die Römer hingen den H. Kindern als Heilmittel um den Hals, die Larven wurden gegessen; bei den alten Deutschen war der H. dem Thor heilig und durfte in kein Haus gebracht werden, weil er den Blitz anziehen sollte. Die Sage läßt ihn auch glühende Kohlen auf die Häuser tragen und sie in Brand stecken. Nahe verwandt ist der Balkenschröter (Dorcus parallelepipedus L., s. Tafel »Käfer I«, Fig. 22), 18–24 mm lang, mit nur mäßig vorragendem Oberkiefer, mattschwarz, auf den Flügeldecken sehr dicht und zusammenfließend punktiert, lebt in Europa in faulendem Holz und am ausfließenden Saft verschiedener Laubbäume.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 372.
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