Hypäthrāltempel

[705] Hypäthrāltempel (griech. hypaithron oder hypaithrion, »unter freiem Himmel«), Tempel, dessen Cella durch eine Lichtöffnung im Dach erleuchtet wurde. Die Existenz solcher Dachöffnungen, die lange Zeit strittig gewesen ist, ergibt sich nicht nur aus der deutlichen Beschreibung des Vitruv (III, 1), sondern ist auch Voraussetzung einiger Tempellegenden. So steigt Apollon bei einem Überfall Delphis durch gallische Horden »durch das offene Giebeldach« seines Tempels (Iust. 24,8), Zeus sendet auf das Gebet des Pheidias seinen Blitzstrahl in den olympischen Tempel, auf dessen Fußboden die Spuren noch später gezeigt wurden. Das erste sichere Beispiel ist durch die Ausgrabungen in Olympia bekannt geworden, indem in der Cella des Zeustempels vor dem Standort des Götterbildes ein Regenablauf im Fußboden vorgefunden wurde. Vgl. K. Fr. Hermann, Die H. des Altertums (Götting. 1834); Boetticher, Der H. auf Grund des Vitruvschen Zeugnisses erwiesen (Berl. 1847); Falkener, On the Hypaethron of Greek temples (Lond. 1861).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 705.
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