Jodsäure

[264] Jodsäure H2J2O6 entsteht als Kaliumsalz neben Jodkalium beim Eintragen von Jod in kochende Kalilauge. Eine heiße konzentrierte Lösung von Kaliumchlorat gibt mit Jod und einigen Tropfen Salpetersäure Chlor und Kaliumjodat. Kaliumjodid wird in Lösung durch Kaliumpermanganat zu Kaliumjodat oxydiert. Bringt man Jod in heißes Barytwasser, so bildet sich in gleicher Weise jodsaurer Baryt, und wenn man diesen abfiltriert und in die Lösung des Jodbaryums Chlor leitet, so wird auch das Jodbaryum in Jodsäuresalz verwandelt. Wenn man dieses mit Schwefelsäure zersetzt, so erhält man eine Lösung von J., aus der sie in farblosen, in Wasser und Alkohol löslichen Kristallen vom spez. Gew. 4,63 erhalten werden kann. J. schmeckt sehr sauer und herbe, rötet Lackmuspapier und entfärbt es dann, zerfällt bei 170° in Wasser und Anhydrid, wird von Schwefelwasserstoff, schwefliger Säure und Jodwasserstoffsäure unter Abscheidung von Jod, aber nicht durch Chlor zersetzt, gibt mit Salzsäure Chlor und Chlorjod, mit Basen Jodsäuresalze (Jodate), die im allgemeinen den Chlorsäuresalzen gleichen, meist unlöslich sind, beim Erhitzen in Sauerstoff und Jodid oder in Sauerstoff, Jod, ein Oxyd oder Metall zerfallen und durch Reduktionsmittel leicht in Jodmetalle verwandelt werden; mit brennbaren Körpern erhitzt, verbrennen sie diese lebhaft, manche unter Verpuffung. Jodsaures Kali (Kaliumjodat) KJO3 bildet kleine, wasserfreie Kristalle, ist löslich in Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt beim Erhitzen und gibt Sauerstoff, etwas Jod und alkalisch reagierendes Jodkalium. J. wurde von Davy entdeckt. Jodsäureanhydrid (Jodpentoxyd) J2O5 entsteht beim Behandeln von Jod mit Salpetersäure und beim Erhitzen von J. auf 170°, bildet farblose Kristalle, zerfällt bei 300° in Jod und Sauerstoff und gibt mit Wasser J.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 264.
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