Johannisweihe

[286] Johannisweihe, der Gedächtnistag Johannis des Evangelisten (27. Dezember), an dem man in den katholischen Kirchen Wein (Johannistrunk) zu weihen pflegt, der vor Vergiftung und andrer Gefahr schützen soll, weil jener Heilige den ihm von den Heiden dargereichten Giftbecher, aus dem in den Darstellungen eine Schlange aufzüngelt, ohne allen Schaden geleert haben soll. Dieser geweihte Wein wird auch zum Abschiedstrunk vor Reisen, zum Versöhnungstrunk und als Hochzeitstrank für die Brautleute aufbewahrt, weshalb er auch Johannissegen oder Johannisliebe (Johannisminne) heißt. Dieser, wie ein im evangelischen Süddeutschland (24. Juni) getrunkener Johannisbecher erinnern an die den alten germanischen Göttern und Göttinnen dargebrachten Gedächtnis- oder Minnetränke (s. Gesundheittrinken). Vgl. Zingerle, Johannissegen und Gertrudenminne (Wien 1852).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 286.
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