Zingerle

[936] Zingerle, 1) Pius (eigentlich Jakob), kath. Theolog und Orientalist, geb. 17. März 1801 in Meran, gest. 10. Jan. 1881, trat 1819 in das Benediktinerstift Marienberg im Vintschgau, studierte in Innsbruck Theologie, wurde 1828 Professor am Gymnasium zu Meran, 1850 Direktor daselbst, 1862 Professor der arabischen und syrischen Sprache an der Universität in Rom und später auch Skriptor der vatikanischen Bibliothek. Von 1867–71 wirkte er wieder als Direktor am Gymnasium in Meran und trat schließlich in das Kloster Marienberg zurück. als dessen Prior er starb. Z. veröffentlichte: »Ephräms ausgewählte Schriften, aus dem Griechischen und Syrischen übersetzt« (Innsbr. 1830–37, 6 Bde.; 2. Aufl. 1845–46); »Echte Akten heil. Märtyrer des Morgenlandes« (aus dem Syrischen, das. 1836, 2 Tle.); »Das syrische Festbrevier« (übersetzt, Villingen 1846, 2 Tle.); »Sechs Homilien des heil. Jakob von Sarug« (aus dem Syrischen, Bonn 1867); »Ausgewählte Schriften des heil. Ephräm aus dem Syrischen und Griechischen übersetzt« (Kempt. 1870–76, 3 Bde.) u. a.

2) Ignaz Vinzenz, Dichter und Germanist, Neffe des vorigen, geb. 6. Juni 1825 in Meran, gest. 17. Sept. 1892 in Innsbruck, begann in Trient 1842 seine philosophischen Studien, trat dann in das Benediktinerstift zu Marienberg ein, kehrte aber bald wieder in die Welt zurück, wurde 1848 Professor am Gymnasium zu Innsbruck und wirkte 1859–90 als Professor der deutschen Sprache und Literatur an der dortigen Universität. Z. hat sich vornehmlich um die Heimatskunde Tirols verdient sowie auch als Dichter bekannt gemacht. Er veröffentlichte: »Frühlingszeitlose«, Zeitgedichte (Innsbr. 1848); »Von den Alpen«, Zeitgedichte (das. 1850); »Gedichte« (das. 1853); »Die Müllerin«, Dorfgeschichte (das. 1853); »Der Bauer von Longvall« (Frankf. 1874); »Erzählungen aus dem Burggrafenamte« (das. 1884). Aus der großen Zahl seiner Schriften zur Volkskunde sowie zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur heben wir hervor neben den Ausgaben des »König Laurin« (Innsbr. 1850), der Legende »Von den heyligen drei Künigen« (das. 1855) und Vintlers »Pluemen der Tugend« (das. 1874): »Sagen aus Tirol« (das. 1850, 2. Aufl. 1891); »Tirols Anteil an der deutschen Nationalliteratur im Mittelalter«, Programm (das. 1851); »Tirol. Natur, Geschichte und Sage im Spiegel deutscher Dichtung« (das. 1852); »Kinder- und Hausmärchen aus Tirol« (das. 1852); »Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland« (Regensb. 1854); »Die Oswald-Legende und ihre Beziehung zur deutschen Mythologie« (Stuttg. 1855); »Die Personen- und Taufnamen Tirols« (Innsbr. 1855); »Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes« (2. Aufl., das. 1871); »Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol« (das. 1859); »Johannissegen und Gertrudenminne« (Wien 1862); »Die Sagen von Margareta, der Maultasche« (Innsbr. 1863); »Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter« (Wien 1864); »Die Alliteration bei mittelhochdeutschen Dichtern« (das. 1864); »Findlinge« (das. 1867–70,2 Hefte); »Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter« (2. Aufl., Innsbr. 1873); »Lusernisches Wörterbuch« (das. 1869); »Das Urbarbuch des Klosters zu Sonnenburg« (Wien 1868); »Oswald von Wolkenstein« (das. 1870); »Hans Vintler« (das. 1871); »Schildereien aus Tirol« (das. 1877, neue Folge 1888). Mit Inama-Sternegg (1.–3. Teil) und Egger (4. Teil in 2 Bdn.) besorgte er die Herausgabe der »Tirolischen Weistümer« (Wien 1875–91).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 936.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika