Jonsson [2]

[303] Jonsson, Finnur, gelehrter Skandinavist, geb. 29. Mai 1858 zu Akureyri im nördlichen Island, studierte in Kopenhagen, wo besonders Gislason, Wimmer und Gertz ihn nachhaltig anregten, und habilitierte sich daselbst 1884 für nordische Philologie mit der Schrift »Kritiske studier overen del af de ældste norske og islandske skjaldekvad«, in der er sich bereits als ein scharfsinniger Textkritiker erwies. 1887 ward er zum besoldeten Dozenten, 1898 zum außerordentlichen Professor befördert. Sein Hauptwerk ist die treffliche »Geschichte der altnordischen Literatur« (»Den oldnorske og oldislanske litteraturs historie«, Kopenh. 1894–1902, 3 Bde.); außerdem verdanken wir ihm zahlreiche, mit musterhafter Sorgfalt bearbeitete Ausgaben altnordischer Schriftwerke: »Reykdœla« und »Valla-Ljóts saga« (das. 1881); »Svarfdœla saga« (das. 1883); »Íslendingabók« (das. 1887); »Egils saga« (das. 1888 u. Halle 1894); »Eddalieder« (Halle 1888–90); »Heimskringla« (Kopenh. 1893–1901, 4 Bde); »Hauksbók« (im Verein mit Eiríkur Jónsson, das. 1892–96); »Fernir fornislanskir rímnaflokkar« (das. 1896); »Landnámabók« (das. 1900); »Snorra Edda« (das. 1900); »Gísla saga« (Halle 1903). Er vollendete auch die große Arnamagnäische Ausgabe der prosaischen Edda (3. Bd., Kopenh. 1887), nachdem er bereits in Verbindung mit Verner Dahlerup die erste und zweite grammatische Abhandlung dieses Buches veröffentlicht hatte (1886). Mit Wimmer verband er sich zur Besorgung der ausgezeichneten Faksimileausgabe des Codex regius der Lieder-Edda (1891), während er die in gleicher Weise ausgeführte Ausgabe der eddischen Bruchstücke des Codex Arnam. 748,4°, allein veranstaltete (1896). Ferner schrieb er einen Abriß der isländischen MetrikStutt íslenzk bragfrædi«, 1892) und eine Grammatik der altnordischen Dichtersprache (»Det norsk-islandske skjaldesprog omtr. 800–1300«, 1901), gab aus dem Nachlasse seines Lehrers Konrad Gislason eine Auswahl altnordischer Skaldenlieder mit gelehrten Anmerkungen heraus (1892) und lieferte in verschiedenen Fachzeitschriften eine stattliche Reihe wertvoller Abhandlungen literargeschichtlichen, textkritischen und metrischen Inhalts.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 303.
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