Klistīer

[146] Klistīer (griech. klysma, Einguß, Einlauf), eine Flüssigkeit, die in den Mastdarm eingespritzt wird. Das K. soll die im Mastdarm angehäuften Kotmassen erweichen und ausspülen (entleeren des K.), oder es soll auf die erkrankte Mastdarmschleimhaut direkt einwirken, wie z. B. bei der Ruhr (arzneiliches K.), oder es soll zur Einverleibung in den Körper dienen (ernähren des K.), wenn die Nahrungsaufnahme in den Magen unmöglich ist, wie z. B. bei Verschluß der Speiseröhre, des Mageneinganges, bei operativer Eröffnung des Magens oder bei Geisteskranken, die hartnäckig die Nahrung verweigern. Im ersten Fall genügt kaltes oder lauwarmes Wasser mit oder ohne Zusatz von Baumöl (1 Eßlöffel), Essig (3–4 Eßlöffel), Honig (1 Eßlöffel), Salz (1 Tee- bis Kinderlöffel); die Menge des Klistiers beträgt für Erwachsene bis 300 g, für größere Kinder 200 g, für kleinere 50–150 g. Sehr große Mengen (bis zu mehreren Litern) sollten nur unter ärztlicher Anleitung verwendet werden. Auch Klistiere von 1–5 ccm Glyzerin oder 0,25–0,5 Lit. Sesamöl hat man als prompt wirkende Abführmittel angewendet. Im zweiten Falle bedient man sich einhüllender, schleimiger (Leinsamen, Stärke), schmerzstillender (Opium) oder zusammenziehender (Tannin) Zusatzmittel. Im letzten Fall verwendet man nicht nur Arzneien, sondern auch Nahrungsmittel aus starken, flüssigen Nährstoffen, wie Eigelb, Pepton, Milch und die von Leube empfohlenen Fleischklistiere. Vgl. Eingießung, Ernährungstherapie und Klistierspritze.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 146.
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