Kohärer

[226] Kohärer (lat., engl. Coherer, »Zusammenhänger«, Fritter, Branlysche Röhre, Frittröhre), ein von Branly (1890) erfundenes Instrument zum Nachweis elektrischer Wellen. Schaltet man in einen geschlossenen Stromkreis ein Röhrchen ein, das mit Metallpulver gefüllt ist, so ist der Strom fast unterbrochen, weil der Widerstand solchen Pulvers außerordentlich groß ist. Sobald aber durch die Luft sich fortpflanzende elektrische Wellen (Hertzsche Wellen), wie sie z. B. bei Entladung eines Induktionsapparates zwischen Kugeln erzeugt werden, auf das Röhrchen treffen, so verwandelt es sich in einen guten Leiter,[226] und ein in den Stromkreis geschaltetes Galvanometer zeigt einen Ausschlag, eine eingeschaltete elektrische Klingel tönt etc. Nach Aufhören der Wellen bedarf es eines kurzen Stoßes gegen das Röhrchen, um seinen ursprünglichen großen Widerstand wiederherzustellen. Die besprochene Wirkung der Wellen ist noch nicht völlig aufgeklärt; man hat angenommen, es treten kleine Fünkchen im Pulver auf, welche die Teilchen teilweise zusammenschmelzen (fritten), aber diese Theorie erklärt nicht alle Beobachtungen. Am besten scheint sich Pulver von glashartem Stahl zwischen polierten Stahlelektroden zu eignen. Einen noch empfindlichern K. erhielt Branly, indem er einen kleinen Dreifuß aus Stahl mit schwach oxydierten, nadelförmig zugespitzten Füßen auf eine polierte Stahlplatte setzte. Dieser zeigt noch einen in 30 m Entfernung überspringenden kleinen Funken an, und Erschütterung zur »Entfrittung« ist unnötig. Umgekehrt wie der K. verhält sich der Antikohärer (s. d.). Da elektrische Schwingungen sich durch weite Strecken fortpflanzen können, ist der K. zur Telegraphie ohne Draht auch zur Registrierung von Gewittern benutzt worden. Vgl. Drahtlose Telegraphie (besonders Tafel II, Fig. 7 u. 8).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 226-227.
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