Kommigratorismus

[329] Kommigratorismus (lat., Mitwanderschaft), das Verhältnis der ohne direkten Parasitismus gemeinsam wandernden Tiere, z. B. der sich an andern Wassertieren festsaugenden Fische, wie des im Altertum umfabelten Schiffshalters (Echeneis), der Entenmuscheln, Walfischpocken etc. Einzelne Tiere wandern mit andern, von denen sie Nutzen haben, wie die Madenhacker, Kuhstärlinge etc. mit Weidetieren, oder mit solchen, von denen sie Schutz empfangen, wie junge Fische von Wurzelquallen, nachahmende Insekten mit ihren gefürchteten Vorbildern. Trächtige Schlupfwespenweibchen schlüpfen unter die Flügel weiblicher Gottesanbeterinnen und andrer Fangheuschrecken und begleiten sie auf allen ihren Wegen, bis diese ein Eierpaket ablegen, in das sie dann ihre eignen Eier praktizieren. Die Weibchen pollenfressender Käfer (wie Antherophagus) klammern sich an den Wollpelz blumensuchender Hummeln und lassen sich in ihre Nester tragen, woselbst ihre Brut den jungen Hummeln die Nahrung vor dem Munde wegfrißt. Noch komplizierter ist der K. der Bienenkäfer (Sitaris), deren im Neste der Schnauzenbiene (Anthophora) lebende Larve auf die zuerst auskommenden Bienenmännchen, von diesen auf die Weibchen springt, die diese Schmarotzer wieder in ihr Nest tragen, wo sie die Eier samt den Vorräten auffressen. Ähnlich verhalten sich andre Meloiden.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 329.
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