Koppen [3]

[471] Koppen, eine Untugend der Pferde, die sie sich durch Zufall oder durch Nachahmung andrer Pferde angewöhnen. Das Wesentliche ist das Abschlucken von Luft (Luftschlucken) unter eigentümlichem rülpsenden Laut (Köcken, Köken, Bölken), wobei das Maul geöffnet, der Hals erst gestreckt, dann gebeugt und der Atem angehalten wird. Die meisten Pferde setzen das geöffnete Maul dabei auf einen festen Gegenstand (Aufsetzen), z. B. Krippe (Krippensetzen,-Busten), Barren (Barrenbeißen, -Drücken), Raufe, Deichsel etc., und fassen ihn mit den Zähnen, wodurch letztere eine leicht erkennbare Abschleifung der Vorderfläche erleiden. Andre Pferde schlucken Luft, ohne aufzusetzen. Man unterscheidet daher K. mit und ohne Abnutzung der Zähne. Meist führen die Pferde anfangs das K. unbeholfen und selten aus und erlangen erst allmählich zunehmende Übung; manche koppen dann fortwährend und fast leidenschaftlich, andre seltener und nur zu gewissen Zeiten. Durch Schläge können Pferde dazu gebracht werden, daß sie das K. in Gegenwart von Personen unterlassen, weshalb beim Kauf das K. oft nicht bemerkt werden kann, wenn nicht die Zähne vorn abgeschliffen sind, worauf zu achten ist. Abgewöhnung des Koppens gelingt sehr selten; auch die Anlegung des Koppriemens, der die zum K. nötige Halshaltung hindern soll, hat nur beschränkten Erfolg. Das K. ist keine Krankheit, bringt auch der Gesundheit nicht immer Nachteil, macht aber mindestens einen häßlichen Eindruck und verführt leicht auch andre Pferde des Stalles zu dieser Untugend. Direkte Nachteile können aus der Abnutzung der Zähne entstehen. Wenn das Pferd sich durch Luftabschlucken den Magen aufpumpt, kann Windkolik (s. Kolik) entstehen und die Tätigkeit des Magens dauernd beeinträchtigt werden. In Deutschland ist K. Hauptmangel mit 14tägiger Gewährfrist (s. Gerichtliche Tiermedizin). Vgl. Dieckerhoff, Das K. des Pferdes (Berl. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 471.
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