Kritizismus

[719] Kritizismus (griech.), diejenige philosophische Methode, die jedem Versuch, die Philosophie als ein systematisches Wissen zu konstruieren, eine Untersuchung des Erkenntnisvermögens vorausgehen läßt. Der K. unterscheidet sich einerseits vom Dogmatismus (s. d.), der jene propädeutische Arbeit vernachlässigt, anderseits vom Skeptizismus (s. d.), der an der Möglichkeit alles Wissens verzweifelt, und nimmt zwischen beiden eine mittlere und vermittelnde Stellung ein. Obwohl schon Locke (s. d.) und Hume (s. d. 1)[719] die kritische Methode mit Erfolg angewendet hatten, gilt doch in der Regel Kant als der Vater des K., und nach ihm ist fast ausnahmslos in der deutschen Philosophie der Grundsatz anerkannt worden, daß keine über die Erfahrung hinausgehende Behauptung aufgestellt werden darf, ohne den Nachweis, wie ein solches Wissen möglich sein soll. Vgl. Bergmann, Zur Beurteilung des K. vom idealistischen Standpunkte (Berl. 1875); Riehl, Der philosophische K. (Leipz. 1877–87, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 719-720.
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