Kronos

[736] Kronos, im griech. Mythus Sohn des Uranos und der Gäa, der jüngste der Titanen, entmannte seinen Vater, bemächtigte sich der Herrschaft und vermählte sich mit seiner Schwester Rhea. Da ihm Gäa den Sturz durch eins seiner Kinder prophezeit hatte, so verschlang er diese (nämlich Hestia, Demeter, Hera, Pluton und Poseidon) gleich nach der Geburt. Nur Zeus, den jüngsten Sohn, rettete Rhea, indem ste dem K. statt dessen einen mit Windeln umwickelten Stein zum Verschlingen gab. Herangewachsen zwang Zeus unter Beihilfe der Metis (s. d.) mittels eines Trankes K., die verschlungenen Kinder wieder auszuspeien, und bewältigte ihn dann samt den übrigen Titanen im Bund mit seinen Brüdern. K. wurde entweder wie die andern Titanen im Tartaros eingekerkert oder herrschte mit Rhadamanthys auf der Insel der Seligen. Er tritt im Kultus wenig hervor. Zu Olympia beim Hain des Zeus befand sich der Kronoshügel, auf dem ihm geopfert ward; in Athen wurden ihm im Erntemonat Hekatombaion (Juli bis August) die heitern Kronia mit Bewirtung der Sklaven gefeiert. Dargestellt wurde K. als alter Mann mit über das Hinterhaupt gezogenem Gewand und einer Harpe (Sichel) in der Hand (Büste im Vatikan). Die Römer identifizierten ihn mit ihrem Saturnus (s. d.). Die Deutung des K. als Gottes der Zeit scheint die Verwechselung mit chronos (»Zeit«) veranlaßt zu haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 736.
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