Kufstein

[767] Kufstein, Stadt in Tirol, 484 m ü. M., nahe der bayrischen Grenze, am Inn und an den Linien K.-Innsbruck der Österreichischen Südbahn und K.-Rosenheim der bayrischen Staatsbahnen gelegen, mit dem am linken Innufer liegenden Zell durch eine Brücke verbunden, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine 1890 restaurierte Pfarrkirche, Zementfabrikation, Bierbrauerei, Maschinenfabrik, Elektrizitätswerk, Sparkasse und (1900) 2897 (als Gemeinde 4549) Einw. K. ist wegen seiner schönen Umgebung ein beliebter Sommeraufenthalt und Ausgangsstation für Touren in das Kaisergebirge (s. d.). Darüber auf schroffem Felsen die ehemalige Festung Geroldseck (606 m) mit einem einzigen Zugang, jetzt als Kaserne benutzt. Sie wurde 1366 von den Bayern erobert und 1503 von Kaiser Maximilian I. genommen, der den Kommandanten Pinzenauer mit 10 Offizieren enthaupten ließ. 1703 den Bayern wieder übergeben, in deren Händen sie bis nach der Höchstädter Schlacht blieb, kam sie 1805 mit Tirol abermals an Bayern und wurde 1809 von Speckbacher belagert und zum Teil eingeäschert. 1814 fiel sie wieder an Österreich, ward öfters als Staatsgefängnis benutzt, in neuerer Zeit aber als Festung aufgelassen. Auf dem Friedhof liegt der deutsche Nationalökonom Friedrich List, der hier seinem Leben ein Ende machte (1846). Nördlich von K. am Fuß des Tierbergs (723 m, mit Turm aus dem 11. Jahrh.) liegt die gotische Ottokapelle, dem Andenken des Königs Otto bei seiner Fahrt nach Griechenland gewidmet, und östlich die Bade- und Luftkuranstalt Kienbergklamm. Vgl. »K., Bad Kienbergklamm und Umgebung« (Münch. 1890); »K. und seine Umgebung« (Kufstein 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 767.
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