Speckbacher

[700] Speckbacher, Joseph, Tiroler Landesverteidiger, geb. 13. Juli 1767 im Unterböckshof im Gnadenwald bei Hall, gest. 28. März 1820 in Hall, führt vom Gute seiner Frau den Namen »der Mann von Rinn«. Er hatte schon an den Kämpfen von 1797, 1800 und 1805 teilgenommen, aber erst 1809 wurde er einer der Führer der Bewegung und Vertrauter des Sandwirts Hofer, überfiel 12. April die bayrische Garnison in Hall, nahm mit dem dortigen Kronenwirt Joseph Straub die von Innsbruck entkommene bayrische Kavallerie gefangen, focht hierauf in den Treffen vom 25. und 29. Mai, die Tirol zum zweitenmal befreiten,[700] verfolgte die Bayern bis Kufstein, ohne aber diese Festung einnehmen zu können. Es folgten im August die Kämpfe mit Marschall Lefebvre, die glänzende Verteidigung des Stilfser Jochs, sein tapferes Vordringen ins Pinzgau, wo er mit seinem zehnjährigen Sohn Anderl, der auch schon die Waffen ergriffen hatte, zusammentraf, der Angriff auf Loser, das Vordringen bis Berchtesgaden. Dann kam aber der schicksalsschwere Tag bei Melegg (17. Okt.), an dem S. eine furchtbare Niederlage erlitt, Anderl nebst vielen Getreuen gefangen genommen wurde, während S. entfloh. Wochenlang hielt er sich verborgen, bis er endlich im Mai 1810 über die Gebirge nach Wien gelangte. Hier erhielt er einen Gnadengehalt und unternahm es, die für die Tiroler im Temesvárer Banat neugestiftete Kolonie Königsgnad einzurichten, die aber bei der Ungunst der Verhältnisse bald ein klägliches Ende nahm. Nach dem Ausbruch des Krieges von 1813 wagte er sich wieder nach Tirol und leistete hier, obwohl es zu keiner entscheidenden Waffentat kam, treffliche Dienste. Dafür erhielt er Titel und Pension eines Majors. 1858 wurde er in der Innsbrucker Hofkirche neben Hofer und Haspinger beigesetzt. Vgl. J. G. Mayr, Der Mann von Rinn und die Kriegsereignisse in Tirol (Innsbr. 1851); J. F. Mair, S., eine Tiroler Heldengeschichte (das. 1904). Ein Volksschauspiel »Joseph S.« schrieb F. v. Scala (Brixen 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 700-701.
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