Kuyper

[894] Kuyper (spr. keuper), Abraham, niederländ. Staatsmann und Theolog, geb. 29. Okt. 1837 in Maassluis, studierte in Leiden Theologie, wurde Prediger und 1874 Mitglied der Zweiten Kammer, wo er mit Groen u. a. die antirevolutionäre Partei bildete. Bald aber trat er aus der Kammer aus und wurde der erste Publizist, nach Groens Tod auch der Führer der Partei, die er mit großem Geschick leitete. 1894 trat er von neuem in die Zweite Kammer ein. 1901 ward er Premier und Minister des Innern in dem von ihm gebildeten Ministerium der Koalition zwischen Calvinisten und Katholiken. Als solcher führte er mehrere Gesetze durch, vornehmlich eins zur Gleichstellung des freien und des Staatsunterrichts, und bekämpfte mit Erfolg im Frühjahr 1903 einen sozialdemokratisch-anarchistischen Staatsstreich. Als Theolog war er der Führer der streng calvinistischen Orthodoxie und trat mit seinen Anhängern in der niederländischen reformierten Kirche als »dolierende Kirche« auf (1886). 1880 errichtete er in Amsterdam die freie Universität, wo er Professor der Theologie wurde. Sein politisches Organ ist der »Standaard«, sein kirchliches der »Herout«. Er veröffentlichte: »Ons Program« (2. Aufl., Amsterd. 1880), die politische Grundlage seiner Partei, sowie zahlreiche Reden und Flugschriften und gab die Werke des polnischen Reformators Johann Laski heraus (Haag 1866). In deutscher Übersetzung erschien von ihm neben mehreren kleinen Schriften: »Reformation wider Revolution«, sechs Vorlesungen über den Calvinismus (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 894.
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