Luzzatti

[891] Luzzatti, Luigi, ital. Staatsmann, geb. 1841 aus einer begüterten israelitischen Familie in Venedig, studierte die Rechte und wurde 1867, nachdem er einige Zeit am Istituto tecnico in Mailand gelehrt hatte, zum Professor des Staatsrechts an der Universität Padua ernannt. Im gleichen Jahr vertrat er die italienische Regierung bei der Pariser Ausstellung und wurde 1869 unter Minghetti Generalsekretär im Ministerium des Handels und Ackerbaues, dem er indes nur wenige Monate angehörte. 1870 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt, doch ward seine Wahl[891] für nichtig erklärt, da er noch nicht das gesetzliche Alter erreicht hatte, und erst 1871, nach einer dritten Wahl, konnte L. ins Parlament eintreten. Hier schloß er sich der Rechten an, gewann besonders großen Einfluß in wirtschaftlichen und Finanzfragen und war mehrere Male Vorsitzender der Budgetkommission. Vom Februar 1891 bis zum Mai 1892 war er Schatzminister in dem Kabinett di Rudini-Nicotera und bekleidete dasselbe Amt vom Juli 1896 bis zum Juni 1898 abermals unter di Rudini, nachdem er 1894 als Professor von Padua nach Perugia versetzt war. Nach seinem Rücktritt übernahm er eine Professur in Rom. Im Oktober 1898 ward er in außerordentlicher Mission nach Paris geschickt und führte die Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit Frankreich zu glücklichem Ende. Im Februar 1899 wurde er zum Mitgliede der Pariser Académie des sciences morales et politiques gewählt. Vom November 1903 bis zum März 1905 war er zum dritten Male Schatzminister im Kabinett Giolitti. Von den Schriften Luzzatiis sind außer zahlreichen Abhandlungen über wirtschaftliche Verhältnisse Italiens zu erwähnen: »Lo Stato e la Chiesa nel Belgio«; »Il socialismo e le questioni sociali dinanzi ai parlamenti d'Europa« (1883); »L'inchiesta agraria Badese« (1885); »Schultze-Delitzsch« (1883); »Le classi dirigenti e gli operai in Inghilterra« (1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 891-892.
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