Mästlin

[420] Mästlin (Moestlin), Michael, Astronom und Mathematiker, geb. 30. Sept. 1550 in Göppingen, gest. 20. Dez. 1631 in Tübingen, studierte in Tübingen Theologie und Mathematik, wurde 1576 Prediger zu Baknang im Württembergischen, 1580 Professor der Mathematik in Heidelberg und 1584 in Tübingen. Obwohl verpflichtet, das Ptolemäische System zu lehren, war er doch einer der eifrigsten Verteidiger der Kopernikanischen Lehre und hat Kepler für sie gewonnen. 1572 fand er bei Gelegenheit des »Wundersterns« von Tycho die Methode des Alignements, durch die ohne alle Instrumente die Lage des neuen Sternes mittels Rechnung aus zwei Paar bekannten Sternen, die mit ihm paarweise in gleicher Linie (Hauptkreis) liegen, bestimmt wird. M. erkannte auch zuerst das aschfarbige Licht, in dem kurz nach Neumond der nichtleuchtende Teil der Mondscheibe sichtbar wird, als reflektiertes Erdlicht. Vom orthodoxlutherischen Standpunkt aus bekämpfte er, im Gegensatz zu Kepler, die Gregorianische Kalenderreform. Der Briefwechsel zwischen M. und Kepler findet sich größtenteils in der von Frisch besorgten Gesamtausgabe der Werke Keplers (Frankf. 1858–71).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 420.
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