Mönchsschrift

[57] Mönchsschrift (gotische, neugotische Schrift), Schriftgattung der Urkunden und Handschriften des Mittelalters vom 13.–16. Jahrh., deren Besonderheit neben Verzierungen und Schnörkeln eine eckige, gebrochene, winkelreiche Gestaltung der Buchstaben ist (sogen. eckige Minuskel), die man früher irrig auf die Mönche zurückführte und danach diese Schrift benannte. Zu voller Kunstform entwickelt erscheint sie in der sogen. Missaltype der Meßbücher, Choralbücher, Antiphonarien und Lektionarien des ausgehenden Mittelalters. Sie wurde von dem Erfinder der Buchdruckerkunst und seinen nächsten Nachfolgern nachgebildet, so daß heute noch eine bestimmte Schriftgröße als Missaltype bezeichnet wird. Sie wird auch eckige Minuskel, wohl auch neugotische Schrift genannt. Aus den romanischen Sprachen ward sie durch die runde römische (Antiqua), aus der deutschen im 16. Jahrh. durch die Schwabacher und durch die noch jetzt übliche Druckschrift verdrängt. Neuere Nachahmungen sind das englische Black letter, das in mehrfach modernisierter Gestalt bis zur Gegenwart gelegentliche Anwendung findet. Vgl. Tafel »Paläographie II«, Fig. 9–11.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 57.
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