Madenwurm

[41] Madenwurm (Oxyūris Rud.), Gattung der Spulwürmer, schmarotzt in Insekten und in kalt- und warmblütigen Wirbeltieren. Im Menschen lebt der Pfriemenschwanz oder Springwurm (O. vermicularis Bremser). Das Weibchen wird 1 cm lang und hat einen schwanzartigen Hinterleib; das viel seltenere Männchen erreicht nur eine Größe von 4 mm. Der M. ist neben dem Spulwurm der häufigste Eingeweidewurm des Menschen und findet sich oft zu Tausenden im Enddarm. Einer entfernten Ähnlichkeit mit Fliegenmaden verdankt er seinen Namen. Die zum Teil schon im Darm des Menschen abgelegten Eier beginnen hier oder außerhalb ihre Entwickelung, jedoch schlüpfen die Embryonen erst aus, wenn die Eier wieder in den Magen gelangen. Zu der Übertragung, die eine direkte ist, bietet sich bei der Kleinheit und Widerstandsfähigkeit der Eier leicht Gelegenheit (durch die Hände, den Staub, Wasser, Nahrungsmittel etc.). Als kotfressendes Tier findet sich der M. besonders im Dickdarm, kommt aber auch im Blind- und Dünndarm vor, wandert abends in großer Zahl aus und ein und erregt dabei ein fast unerträgliches Jucken, das bei Mädchen infolge der Einwanderung in die Scheide zur Onanie verführen kann. Auch durch Reizung der Sakralnerven vom Mastdarm aus wirken die Würmer auf die Geschlechtswerkzeuge und führen die bedenklichsten Folgen herbei. Sie veranlassen eine Entzündung der Schleimhaut des Darmes und beeinträchtigen bei massenhaftem Vorkommen endlich auch die Ernährung. Zur Bekämpfung des Madenwurms benutzt man Abführmittel, namentlich Rizinusöl und Kalomel; die Stuhlentleerung reicht aber zur Abtreibung der Würmer nicht aus, da diese vorwiegend in den untern Darmabschnitten (dem aufsteigenden Teil des Dickdarms) sich aufhalten. Hier werden sie am besten durch mehrere Wochen lang täglich wiederholte Darmeinläufe mit schwachem Seifen- oder Essigwasser entfernt. Zur Verhütung erneuter Infektion ist auch Reinhaltung der Hände, besonders der Fingernägel, an denen sich häufig infolge Kratzens am After Wurmeier befinden, erforderlich. O. ambigua Rud. aus dem Darm des Hafen und Kaninchens war schon Aristoteles bekannt und wurde von ihm als Ascaris bezeichnet, während man gegenwärtig hierunter den Spulwurm versteht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 41.
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