Rizinusöl

[23] Rizinusöl (Kastoröl, Christpalmöl), fettes Öl, das aus den Samen von Ricinus communis gewonnen wird. Das beste Öl erhält man durch kaltes Pressen geschälter und zerkleinerter Samen. Warme Pressung liefert minderes Öl. Mehrfach wird der Same oder das gepreßte Öl mit Wasser gekocht, auch extrahiert man das Öl aus dem Samen mit Schwefelkohlenstoff und absolutem Alkohol. R. ist farblos oder gelblich, durchsichtig, dickflüssig, geruchlos, schmeckt mild, hintennach etwas kratzend, spez. Gew. 0,961–0,976, wird bei 0° trübe, erstarrt bei -17 bis 18°, ist bei 20° mit starkem Alkohol und Äther mischbar, wird an der Luft ranzig, zäh, trocknet aber nicht vollständig, besteht aus Glyzeriden der sirupdicken, scharf kratzend schmeckenden Rizinolsäure C18H34O3 und wenig Stearin- und Palmitinsäure. Es ist leicht verseifbar, beginnt bei 265° zu kochen und zersetzt sich unter Bildung von Önanthol, Önanthsäure, Acrolein und einem schwammigen Rückstand, gibt, mit Kali lange destilliert, Kaprylaldehyd, mit Salpetersäure Önanthylsäure. Man benutzt es als abführendes Mittel, als Schutzmittel gegen Motten, Ungeziefer, bei Hautkrankheiten etc., zu Seifen, Schmiermitteln, als Haaröl, zu Collodium elasticum und besonders in der Türkischrotfärberei (als Rizinölschwefelsäure C18H33O2.SO4H), in Indien als Brennöl. In den Handel kommt Öl aus Italien, wo man die Pflanze besonders bei Verona und Legnago kultiviert, aber auch ostindische Samen preßt, außerdem französisches und ostindisches, letzteres die geringste Sorte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 23.
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